Lehrerschelte ist eine beliebte Sportart von Politikern. Sozialdemokraten tun sich dabei besonders hervor. Nachdem SPD-Kanzler Schröder mit den „faulen Säcken“ ins kollektive Bewusstsein eingegangen ist, wollte auch der SPD-Schmiedel nicht nachstehen. Er findet die Lehrer wehleidig. Wegen ein paar Gehaltseinbußen führten sie sich auf wie Heulsusen, ganz besonders die an den Gymnasien.
Wenn jemand merkt, dass seine Argumente nicht wirken, verlegt er sich aufs Schimpfen: Wer nicht kapiert, dass die im nächsten Jahrzehnt greifende Schuldenbremse nur mit Stellenabbau und Gehaltsreduzierung zu schultern ist, kann doch nur ein Blödmann sein. Wer nicht einsehen mag, dass der teure Ausbau der Gemeinschaftsschulen logischerweise von den Gymnasien bezahlt werden muss, dem fehlt es offenbar an Einsicht in einfachste Zusammenhänge. Wer den Rückbau seines Einkommens um eines höheren Zieles willen nicht freudig begrüßt, ist ein Warmduscher und weinerlicher Zeitgenosse.
Nun hat der arme Schmiedel wegen dieser seiner politischen Grundsatzerklärung schon genug Schelte bekommen; da muss Häckerling nicht nachtreten. Der wundert sich nur, dass der Angehörige einer Partei, die sich ob ihres Alters begeistert feiert, vergessen hat, dass diese Partei genau deswegen gelobt wird und überlebt hat, weil sie sich mit denen eins sah, die um ihr Einkommen kämpften.
Aber da gibt es offenbar feine Unterschiede. Gymnasiallehrer sind nun mal keine Arbeiter, sondern (noch) Beamte des höheren Dienstes. An denen braucht man keinen guten Faden zu lassen. Die sollen gefälligst zahlen. Die Verweigerung des Inflationsausgleichs ist erst der Anfang. Im Herbst haben die roten und grünen Genossen nach ihrem Wahlsieg noch ganz andere Sachen vor. Dann wird es den wehleidigen Heulsusen bald an Taschentüchern fehlen. Dann werden ihre Tränen fließen „wie’s Bächlein auf den Wiesen.“