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Die Schule und der Sommer

Gleich zwei wichtige Nachrichten aus dem Kultusministerium von Baden-Württemberg haben es heute (10.7.13) auf die erste Seite der Zeitung geschafft: zum einen die Mitteilung, dass die Amtschefin Ruep mit 63 ihrer lästigen Verwaltungsaufgaben entbunden worden ist und in den einstweiligen Ruhestand darf, und zum andern, dass man im Ministerium darüber nachgedacht hat, wie die Lehrer mit der sommerlichen Wärme pädagogisch verantwortungsvoll umgehen sollen. Das Ergebnis dieses Nachdenkens: Die Lehrerinnen und Lehrer  sollen ihren Unterricht der meteorologischen Lage anpassen, also bei großer Wärme ins Freie gehen und dort Schatten suchen.

Es ist schon auffällig, was der Klimawandel so alles bewirkt. Jetzt hat er sogar ein ministerielles Reflektieren über den Unterricht ausgelöst, allerdings nicht über dessen Methodik, sondern über seine Verortung, den räumlichen Kontext sozusagen. Damit füllt das KM mit konkreten Vorschlägen jene Leere, die das Zurücknehmen des „Erlasses“ über „Hitzefrei“ ausgelöst hat. Nicht ganz klar ist dem Schreiber dieser Zeilen, an welche Temperaturen man in Stuttgart denkt: solche über 20, über 25 oder gar über 30 Grad Celsius? Wo beginnt für einen Mitteleuropäer die Hitze? Hier hat die ordnende Hand und das klärende Wort der scheidenden Amtschefin offenbar bereits gefehlt.

Dieser Sommer macht dem anscheinend nur Probleme. Nun beschäftigt er sogar das KM mit Fragen, die sie bisher den Zuständigen überlassen haben, den Schulleiterinnen und Schulleitern sowie ihren Lehrkräften. Oder soll das nur ein Zeichen dafür sein, dass man im Ministerium ein Herz für schwitzende Kinder hat?

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Die Kinder und das richtige Schreiben

Man fasst es nicht. Dem SPIEGEL gebührt Dank für die Aufdeckung der neuen „Schlechtschreibung“ (25/2013), für das Zahlenmaterial über den Verfall der Orthografie-Kultur und die Vermittlung der Erkenntnis, dass eine „neue Methode“ der grundschulischen Rechtschreiblehre besonders die schwachen Schüler und die mit LRS benachteiligt. Dank aber auch für den Hinweis, dass alle Schüler im Vergleich zu denen vor 40 Jahren erheblich schlechtere Leistungen beim richtigen Schreiben erbringen.

Die Methode, der wir dies verdanken, beruht auf der falschen Annahme, dass Grundschulkinder mit der Zeit das Regelwerk der deutschen Rechtschreibung selbst erkennen bzw. sich erarbeiten können. Man müsse ihnen nur Zeit lassen, ihre stümperhaften Versuche, Gesprochenes in Schriftform zu bringen, mit viel Lob bedenken, dann werde das Schreiben mit der Zeit „ganz von selbst“ gut. Wird es aber nicht.

Um es auf den Punkt zu bringen: Wie sollen Achtjährige die Geheimnisse eines Regelwerk erkennen, wenn es ihren Lehrern selbst ein Buch mit sieben Siegeln ist.? Wie sollen die Kinder durchschauen, was die Pädagogen der Grundschulen im Studium hätten lernen sollen? Ich behaupte, dass auch so mancher gymnasiale Deutschlehrer in diesem Bereich nur wenig Ahnung hat. Woher soll er sie auch haben? Sein Germanistikstudium sieht dieses Thema nicht vor.

Es wird Zeit, dass die Lehrkräfte die Orthografie kapieren, auf dass sie diesen Bereich der deutschen Schriftkultur angemessen vermitteln können.