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Der Osten und der Westen

Nun gibt es auch noch ein Ost-West-Gefälle zwischen den Schulen. Sachsen, Thüringen und die anderen „neuen“ Bundesländer stecken die „alten“ sowohl in der Mathematik als auch in den Naturwissenschaften schulisch in die Tasche. Nur Bayern kann einigermaßen mithalten. Als Erklärung dieses vom IQB nachgewiesenen Unterschieds bekommen wir den Hinweis, hier mache sich die hohe Qualität der einstigen DDR-Lehrer bemerkbar. Sie seien offenbar besser ausgebildet worden als unsere „West-Lehrer“. Überhaupt sei der Stellenwert von Mathematik und den Naturwissenschaft zu DDR-Zeiten deutlich höher gewesen als „bei uns“ (denen tief im Westen). Das habe sich nach den Wende zum Glück nicht geändert.

Das bedeutet konkret: Der Anteil der Stunden im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich ist in Sachsen deutlich höher als in den Schulen der westlichen Bundesländer. Dafür liegt er im sprachlichen Bereich niedriger – mit der Folge, dass die Ost-Schüler gegenüber denen im Westen in den sprachlichen Fertigkeiten deutlich abfallen.

Nun darf man Deutsch und Englisch nicht gegen Mathematik und Physik ausspielen. Beides ist wichtig. Aber vielleicht muss man hierzulande mal darüber nachdenken, ob man ohne schwerwiegende Folgen die (armen) Schüler immer mehr von Unterrichtsstunden entlasten kann. Mehr Unterricht schlägt sich offenbar in besseren Ergebnissen nieder.

Was in den Berichten über die IQB-Studie zu kurz kommt: Die Westländer haben eine deutlich höheren Anteil an Migranten als die im Osten. Die aber, die neuen Bürger, „sorgen“ leider dafür, dass die Ergebnisse schwächer sind. Könnte man mal – bei so viel mathematischer Kompetenz der Forscher ist das wohl möglich – die Vergleichszahlen unter der Annahme darstellen, dass alle Länder den gleichen Migranten-Anteil haben?

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PISA und die Deutschen

Dass ausgerechnet das Land mit der Stadt Pisa, Italien, beim Test gleichen Namens ziemlich weit hinten liegt, ist von einer gewissen Ironie. Vielleicht müssen die Azzurri mit dieser Schlusslichtrolle einige Jahre Berlusconi‘scher Medienpolitik ausbaden. Aber halt: Es kommt uns Deutschen nicht zu, die armen Südländer deswegen zu schelten. Wir sind auch nur mittelmäßig.

Dass die Erwachsenen nicht besser lesen und rechnen können als die 15-Jährigen hat eine gewisse Logik; denn Stamm und Apfel sind meistens nahe beieinander. So wie ein Fünftel der Jugendlichen ihren Eltern nicht helfen kann, wenn Buchstaben und Zahlen vor ihren Augen auftauchen, kann auch ein Fünftel der Älteren ihren Zöglingen beim Rechnen und dem Entschlüsseln von Textbotschaften nicht beistehen. So erhält sich das System- Was tun?

Die OECD als Verantwortliche für diesen Test hat eine Antwort: Es handelt sich um einen Fall von politischem Versagen. Irgendjemand hat in der Bildungspolitik nicht dafür gesorgt, dass besagtes Fünftel Lesen und Rechnen lernt. Nun wissen Jäger, dass man Hunde nicht zum Jagen tragen kann. Kann man solche, die Lernangebote nicht wahrnehmen, zum Lernen tragen? Wie lässt sich deren Unlust überwinden? Soll man vielleicht Lernerfolge finanziell honorieren? Soll man Daumenschrauben anlegen oder Bußgelder einfordern, wenn jemand nicht lernt? Welche Motivationskünste haben wir bisher nicht angewandt, um denen Beine zu machen, denen Lesen und Rechnen irgendwo vorbeigeht? Da der neue Koalitionspartner der angekündigten neuen Bundesregierung großes Interesse an dem Thema hat, dürfen wir auf seine Einfälle gespannt sein.