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Zeitunstellung

Ja, ich weiß, liebes Rechtschreibprogramm, es heißt „Umstellung“, aber wie soll man den Unfug der jährlich zweimal vorgeschriebenen Uhrumstellungen sonst nennen? Ich weiß auch, dass schon viele zu diesem Thema vergeblich ihren Ärger artikuliert haben. Trotzdem reihe ich mich ein in die Gruppe der Sommerzeit-Winterzeit-Gegner und erwarte von der Politik, dass sie diese Rufe nicht nur hört, sondern handelt. Ich möchte meine MEZ das ganze Jahr über haben.

Warum stellen wir im Frühjahr die Uhr vor? Weil es dann abends länger hell sei, heißt es. Aber ist es dafür nicht morgens länger dunkel? Der Tag ändert sich in seiner Länge nicht, wenn man die Uhrzeit verändert.

Weil man Energie spare, heißt es auch noch. Aber ist es nicht längst nachgewiesen, dass dieser Zeitumstellungsunfug sogar einen höheren Energiebedarf erzeugt?. Nur wenn man in den Fabriken, Büros und Schulen morgens eine Stunde später mit der Arbeit begänne, würde sich – vielleicht – eine Energieeinsparung ergeben.

Weil es einfach Spaß mache, an Sommerabenden bei Tageslicht im Freien zu sitzen und ein Bier zu trinken, wird von den Umstellfreunden noch ins Feld geführt. Aber man kann ein Bier auch bei künstlicher Beleuchtung trinken, wie das jährliche Volksfest trefflich beweist. Und diesen enormen Spaß – das Vergnügen bei Tageslicht – muss man mit Schlafproblemen und einem enormem Aufwand bezahlen. Nicht nur ich brauche ein paar Tage, bis sich meine innere Uhr an die neue Zeit gewöhnt hat. Und nicht nur ich muss geschätzte 20 Uhren (die im Auto, die der Heizung, die vom Ergometer usw.) von Hand umstellen, jede auf andere Weise. Wo bleibt da der Spaß? Also: Weg mit der Zeitumstellung, diesem schon unter Hitler so beliebten Unfug!

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Schulunfrieden

Das hätten sie gerne, die Grün-Roten, dass keine Debatte mehr über das baden-württembergische Schulsystem geführt wird. Unter Hinweis auf Eltern, die angeblich unter dieser Debatte leiden, fordert die Regierung einen „Schulfrieden“.

Man muss ein wenig zurückdenken in die Zeit, da im Lande noch CDU und FDP regierten. Was sagten die damaligen Oppositionellen und jetzt Regierenden, also SPD und Grüne, über die Schulpolitik von Schwarz-Gelb? Wenig Nettes. Sie griffen sie an, sie beklagten die großen Versäumnisse, die mangelhafte Ausstattung, das Festhalten an veralteten Strukturen, der Dreigliedrigkeit zum Beispiel. Dabei hat Baden-Württemberg damals gut abgeschnitten bei den Schulvergleichen.

Nun also soll Frieden einkehren in die Diskussion. Die jetzige Opposition soll sich mit den Realitäten arrangieren, nämlich (1.) mit der Gemeinschaftsschule, zu der auch (2.) die Realschulen irgendwann mutieren sollen, und (3.) zum Zertrümmern des Gymnasiums durch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung und dem Abbau von Stunden für die Förderung Schwächerer.

Die Gemeinschaftsschule ist ein Versprechen. In ihr werden, so die Verheißung, alle Kinder individuell gefördert und zu jedem beliebigen Abschluss gebracht. Ob das wirklich gelingt, das offenbart sich erst in fünf bzw. acht Jahren, wenn die Ersten den Realschulabschluss (den es dann so nicht mehr geben dürfte) bzw. das Abitur (dessen Anspruchsniveau bis 2021 deutlich gesunken sein wird) erreicht haben sollen.

Fünf bis acht Jahre Schulfrieden, stillschweigendes Hinnehmen eines Totalumbaus der Schulstruktur? Wer sich darauf einlässt, handelt fahrlässig. Die Eltern sollten nicht nach „Ruhe“ rufen, sondern das Geschehen munter mitdiskutierend begleiten.

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Die FDP und der Hohn

In den Gazetten ist zu lesen, dass die ehemaligen FDP-Abgeordneten und ihr Personal beim Liquidieren der Berliner Arbeitsplätze mit Spott und Hohn überzogen werden. Man muss wohl annehmen, dass die Spötter und Höhnenden aus den anderen Parteien kommen. Offenbar gehört das zum neuen politischen Stil.

Dass die Liberalen im neuen Bundestag nicht mehr vertreten sind, haben sie ihren eigenen Fehlern zu verdanken. Wer gewählt werden will, muss die Bürger dieses Staates dazu bringen, dass sie für einen stimmen. Niemand kann diese Wähler dazu zwingen, das Kreuz an einer bestimmten Stelle zu setzen. Die FDP hat zu wenig Kreuzchen bekommen. Unbestritten.

Aber das mit dem Hohn und dem Spott zwingt mich zum Nachdenken. Es gab ja noch Wähler der FDP, 4,8% der Wahlberechtigten waren für sie. Der Hohn und der Spott der politischen Gegner gegenüber den Verlierern trifft auch die liberalen Wähler. Auch sie sind Bürger der Bundesrepublik Deutschland. Anders gesagt: Ich fühle mich verhöhnt und verspottet.

Das tut weh, hat aber auch Vorteile. Ich brauche mir künftig keine Zurückhaltung aufzuerlegen, wenn ich etwas Negatives beim politischen Treiben erkenne. Ich darf es kritisieren, das sowieso, ich darf sogar mit moralischem Recht Hohn und Spott darüber ausgießen, wenn es mich dazu reizt.

Zum Beispiel finde ich es eine Verhöhnung der Wähler, wenn Parteien, die im Wahlkampf jegliche Steuererhöhung kategorisch ausgeschlossen oder nicht weniger kategorisch gefordert haben, nun davon abrücken. Hat man nicht vor vier Jahren die FDP wegen ihrer Steuersenkungsforderung zu den Deppen der Nation erklärt?

Das war der 400. Blog-Eintrag im “Häckerling”.