Die schöne Müllerstochter aus dem Märchen konnte Stroh (oder war es Häckerling?) zu Gold spinnen, was sie zu einer attraktiven Partie machte. Auch der Landkreis Böblingen hat eine Goldader entdeckt. Er ist auf Plastikmüll scharf und bietet zwei Verfahren an, wie der Kunststoff zu ihm gelangt: die orangene Tonne und den Wertstoffhof. Dessen Name ist Programm: Die dort abgegebenen Stoffe sind so wertvoll, dass sie in Geld umgewandelt werden können.
Und welche Rolle spielen dabei wir Bürger? Wir sind die dienstbare Familie Müller. Wir sind die Bringschuldner, wir müssen das Wertvolle zum Wertstoffhof tragen oder fahren. „Bringen bringt’s“, und zwar dem Landkreis. Wer seine Wertstoffe (Kleinelektronik, wertvolle Plastik, Holz) abgeholt haben will, zahlt pro Leerung 3,50 €. Die riesige Tonne, die nur in große Autos passt, wird gegen ein Entgelt von 20 € ins Haus gebracht, für weitere 30 € bekommt man ein Schloss, damit Diebe dem Landkreis nicht das Wertvolle entwenden. Leider gehören (laut Übersicht des Landkreises) die kleineren Plastikteile nicht in die Tonne. Wer sie trotzdem hineinwirft, handelt zwar falsch, aber er wird wenigstens nicht strafrechtlich verfolgt, versichert das Landratsamt. Wie beruhigend!
Nun wollen einige Bürger des Landkreises Böblingen etwas, das dort verpönt ist: gelbe Säcke. Dafür werden sogar Unterschriften gesammelt. Doch die Erfolgschancen sind gering. Solange in der Kreisverwaltung noch der Eisenmann sitzt – sein Name ist Programm – wird sich beim Plastikmüll nichts ändern.
Unsereiner fragt sich schon länger, was das Plastik-Gesammle eigentlich soll. Angeblich wird viel davon verbrannt, um die Müllverbrennungsanlage zu füttern. Gibt es eigentlich keine Maschine, die in der Lage ist, Wertstoffe im normalen Müll zu entdecken und herauszufischen?