Kategorien
Politik

Scheißtag

Eine zu unanständige Überschrift für diesen ganz besonderen Tag, den Welttag der Toilette? Aber er hat für mich doch etwas Unanständiges. Nichts gegen das Thema Klo. Jeder braucht eines, nicht alle haben eines. Daraus entstehen große Gefahren, Krankheiten, die sich verbreiten, an denen Menschen sterben, vor allem Kinder, deren Abwehrkräfte noch zu schwach sind. Kurzum: Es gibt gute Gründe über die Entsorgung der Exkremente zu sprechen. Das geschieht heute in den Medien mit großer Ausführlichkeit. Wann immer man das Radio einschaltet, ist allerlei Kluges über die Toilette, ihre kulturelle Bedeutung und die ökologischen Nachteile der globalen Entsorgungsweisen zu hören und wohl auch zu sehen.

Nun aber hat es sich so gefügt, dass dieser 19. November zugleich auch der Buß- und Bettag ist. Die Menschen in Sachsen haben heute sogar eigens deswegen frei, es ist ein Feiertag bei ihnen. Wie fromm doch diese Sachen sind! Die im evangelischen Württemberg müssen dagegen arbeiten. Ihnen wurde dieser Tag der Besinnung einst von der Regierung Teufel genommen, zur Finanzierung der Pflegeversicherung, wie man uns damals glauben machen wollte. Ob sich noch jemand daran erinnert? Was für ein Tag ist es nun: einer, an dem man auf dem Klo sitzend seiner diversen Sünden gedenken kann. Am Ende kann man sie mit einem Tastendruck wegspülen. Ich finde das besch…

Kategorien
Politik

Karikaturstreit

Haben die Mächtigen in den muslimisch regierten Staaten ein Problem mit dem Meinungsmedium Karikatur? Es sieht so aus. 2005 in Dänemark publizierte Mohammed-Karikaturen – nicht mit Kritik am Propheten, sondern am real existierenden Islam – führten zu allerlei Auseinandersetzungen. Gewalttätige Demonstrationen und diplomatische Querelen belasteten die internationalen Beziehungen. Man beruft sich auf ein Bilderverbot im Koran und fordert dessen globale Einhaltung. Als ob dieses Buch überall als Gesetzbuch dienen müsse! Ich bezweifle, dass es nur oder überhaupt um Religion geht. Offenbar vertragen sich kritische Meinungsäußerungen nicht mit dem Gesellschaftsverständnis im Machtbereich des Islam.

Der Beleg: Eine Karikatur in einem gymnasialen Gemeinschaftskundebuch hat offizielle Proteste von türkischer Seite ausgelöst. Deren Präsident sieht es offenbar als Majestätsbeleidigung an, wenn er in einem deutschen Schulbuch auf einer Karikatur abgebildet wird. Die Zeichnung zeigt ihn als gefesselten Hund. Das ist natürlich nicht nett. Aber Karikaturen sind für die darauf Abgebildeten selten nett. Sie sollen es auch nicht sein. Sie sollen Probleme zuspitzen, Kritik üben an Missständen. Karikaturen sind eine wichtige Meinungsäußerung. Keine Zeitung von Rang kann auf sie verzichten. Sie gehört zu unserer Demokratie. Sie ist nicht nur zulässig, sondern notwendig, denn die Kritik an den politisch Verantwortlichen und ihren Aktionen gehört zur Hygiene eines freiheitlichen Gemeinwesens.

Der hohe Türke will das nicht hinnehmen. Vielleicht hat er ein anderes oder gar kein Verständnis für demokratische Bräuche. Das könnte uns egal sein, wenn er sich nicht in unser Gemeinwesen einmischte. Er will vorschreiben, was in unserem Unterricht passiert. Er muss noch lernen, dass es zum Wesen des Unterrichts in einem demokratischen Staat gehört, sich kritisch (also das Für und Wider benennend) mit der Politik und den dort Agierenden auseinanderzusetzen.

 

Kategorien
Politik

Blogwartreflexion

Die Überschrift ist zugegebenermaßen „daneben“, nötigt sie doch zu einer Assoziation der politisch fragwürdigen Art. Der Blockwart hatte im NS-Regime die Aufgabe, den Bewohnern des Wohnblocks auf die Finger und auf anderes zu sehen. Er war also eine gefürchtete Gestalt, der politischen Macht treu ergeben und eine Gefahr der weniger Treuen. Aber diese Assoziation liegt sicher längst nicht mehr auf der Hand, man muss sie also auch nicht befürchten.

Der Schreiber dieses Blogs kündigt mit der Überschrift eine gewisse Nachdenklichkeit an. Der Grund liegt an einem Zahlenjubiläum. Der letzte Eintrag, der über einen ZDF-Krimi, war der 450ste. Ob der Verfasser die 500 noch schafft? Das hängt zum einen von seiner Kondition ab, die altersbedingt nachlässt. Es hängt zum andern davon ab, ob es noch genug Themen gibt, die es lohnen, dass man auf sie eindrischt (Kornmetapher), sie aufspießt (Grillmetapher) oder genauer unter die Lupe nimmt (Briefmarkensammlermetapher). Drittens besteht eine gewisse Abhängigkeit von der Partei, auf deren Rechnern dieser (oder dieses?) Blog lagert. Welcher der drei Risikofaktoren den höchsten Grad der Gefährdung aufweist, ist dem Schreiber zum Glück nicht bekannt.

Aufregen kann man sich jeden Tag über gar vieles. Heute zum Beispiel über den Bahnstreik (Weselski ein Held, siehe ZEIT-online, oder ein Amokläufer?), über die türkische Erregung über eine Karikatur in einem Schulbuch (Erdogan, ein Hund an der Kette?), über die aufs Doppelte gedehnte Nachrichtensendung in SWR 3 („mehr Hintergründe“, nein: mehr Langeweile), über das Wetter (nasskalt) oder über Obama („am Ende“). Das sei der letzte Satz des Blogeintrags Nummer 451 gewesen – über dieses „gewesen“ muss ich unbedingt noch schreiben.