Was in den Tiefen der Vergangenheit des bischöflichen Ordinariats in Freiburg verborgen ist und nun allmählich ans Licht kommt, stimmt traurig und macht zornig. Nicht nur, dass viele Kinder, vor allem Knaben, unter Priestern und Ordensleuten furchtbar zu leiden hatten, es war auch gang und gäbe, die Taten zu vertuschen und die Übeltäter der Rechtsverfolgung zu entziehen. Warum das? Weil das „Wohl der Kirche“ bzw. ihr „Image“ wichtiger war (oder ist?) als die Bestrafung der Täter und die Wiedergutmachung an die Opfer. Der Gedanke, dass Erzbischöfe das Recht gebeugt haben, macht gruseln. Dass sie jemals zur Rechenschaft gezogen werden, ist unwahrscheinlich. Ihre Kirche schützt sie auf Teufel komm raus. Jetzt rächt sich, dass man den Religionsgemeinschaften ein eigenes Disziplinarrecht zugebilligt hat. Sie können sich der staatlichen Gerichtsbarkeit entziehen – ein Unrechtssystem im Rechtsstaat. Das ist nicht nur ein Skandal, der auch unsere Demokratie beschädigt, es ist auch der Niedergang einer Institution, deren Aufgabe es einst war, über unser Wertesystem zu wachen, der Politik und ihren Akteuren auf die Finger zu sehen und der Bevölkerung den Weg durch die Krise unserer Zeit zu weisen. Nun hat sich die Sache umgekehrt: Man muss der Kirche, den Kirchen auf die Finger sehen.
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