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Politik

Beratlosigkeit

Die Berater der Banken sind in der Krise. Sie fühlen sich nicht wohl unter dem Druck ihrer Vorgesetzten, denn die wollen jeden Tag wissen, was sie geleistet, das heißt, wie viele Gespräche sie geführt und wie viele Verträge sie abgeschlossen haben. Das und noch mehr verrät uns die Zeitung von heute (Stuttgarter Nachrichten, 8.9.10). Und sie fragt mich, ob ich mich gut beraten „fühle“ von meiner Bank. In der Tat: um mehr als ein Gefühl kann es sich da schwerlich handeln.

Kein schöner Job, dieses Dasein als Berater. Man soll den Leuten, die Geld anlegen wollen, sagen, wie sie das am besten tun könnten. Am besten, das heißt so, dass sich das Geld vermehrt und nicht vermindert. Aber woher sollen die Damen und Herren Berater wissen, wohin die Reise der Finanzen und der Wirtschaft geht? Sie müssen sich da auf den Rat der Großen ihrer Branche verlassen. Und wissen diese Auguren, was die Zukunft bringen wird? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Wenn sie es in der Vergangenheit – also z. B. 2008 – gewusst, aber bewusst verschwiegen haben, sind sie zu tadeln. Und wenn sie es nicht gewusst haben? Dann ebenfalls. Denn was haben sie uns anderen, den gemeinen Ratlosen, in diesem Fall noch voraus?

Dass sie angesichts dieser Unwissenheit ihren Kunden einfach nur das verkaufen, was ihnen und der Bank etwas einbringt, wer möchte ihnen das verdenken. Sie können den Anlegern das Risiko des Verlustes nicht nehmen. Warum sollten sie dann nicht wenigstens den Gewinn ihres Unternehmens im Auge haben?

Noch kein Berater hat mir den uralten Rat gegeben, das Geld in den altbekannten „Sparstrumpf“ zu legen. Damit wäre ich gut beraten gewesen. Hätte ich das vor ein paar Jahren gemacht, wäre ich heute um ein paar Euro reicher. Aber was soll’s? Man darf nicht nur an sich denken. Auch die Banken und ihre Berater wollen leben.

(Blog-Eintrag Nr. 210)