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Übriges Geld

Was die Finanzen des Staates angeht, so erreichen uns widersprüchliche Nachrichten. Die frisch gekürten SPD-Vorsitzenden werden nicht müde, die Abkehr von der schwarzen Null zu predigen. Der Staat brauche noch viel mehr Geld, um seine Aufgaben zu erledigen. Damit ist gemeint, die marode Infrastruktur zu sanieren, die Schulen zu modernisieren, den armen Alten eine höhere Grundrente zu gewähren und überhaupt die Ärmeren wohlhabender zu machen. Dann aber erfahren wir, dass in der Kasse des Finanzministers Milliarden liegen, übriges Geld vom letzten Haushaltsjahr, nicht abgerufen, weil es an Ausgabenmöglichkeiten mangelte, und dazu kommt noch Steuergeld, das offenbar in größerer Menge eingegangen ist, als es der Minister je gedacht hatte. Heute nun lesen wir, dass allein in Baden-Württemberg Hunderttausende Menschen mit „mittlerem Einkommen“ mit dem höchsten Steuersatz bedacht werden und daher viel Geld an die Staatskasse abgeben müssen. Ist unser Staat nun arm oder schwimmt er im Geld? Die Zahlen sprechen für Letzteres, die sozialdemokratischen Bekundungen für Ersteres. Nun geht der Streit weiter. Die einen fordern eine Senkung der Steuern, die anderen die Wiedereinführung der Vermögens- und die Erhöhung der Erbschaftssteuer. Häckerling ist für die Senkung. Über eine Erhöhung denkt er erst nach, wenn erwiesenermaßen wichtige Projekte, die sog. „Zukunftsaufgaben“, am Geld zu scheitern drohen. Aber er vermutet, dass bald die Steigerung der Militärausgaben ansteht (Trump mahnt es schon länger an) und die Rente mit 62 (wie in Frankreich) und die kostenlose Nutzung des Öffentlichen Verkehrs und das bedingungslose Grundeinkommen und …

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Unnötiges Topfgeld

Manchmal sind die Politiker eifrig, manchmal tun sie mehr als nötig. Die Regierung hat verschiedene Töpfe mit Geld gefüllt und wartet nun, dass Befugte zugreifen und sich bedienen. Es gibt Geld für den Bau von Ladestationen für E-Autos, für den Kauf von PKW mit Elektromotor, für die Digitalisierung und für die Kosten der Flüchtlinge. Der letztgenannte Topf ist besonders voll: 24 Milliarden Euro liegen darin. Onkel Dagobert hätte seine helle Freude. Aber merkwürdigerweise will kaum jemand das Topfgeld haben. Die heutige Zeitung zeigt in eindrucksvollen Grafiken, wie wenig die Mittel in den Töpfen nachgefragt werden. Da fragt sich Häckerling natürlich seinerseits, warum das so ist. Es kann natürlich Folgendes sein: Die Beantragung der Mittel ist so kompliziert, dass die Empfänger noch nicht durchschaut haben, wie man die entsprechenden Formulare ausfüllt. Es kann aber auch sein, dass diese Gelder unnötig sind. Man braucht sie einfach nicht, man hat selbst genug Geld. Oder ist es gar so, dass jene, für die das Geld bestimmt ist, gar nicht wissen, welche Zuwendungen die Bundesregierung für sie bereit hält? Müsste man die mutmaßlichen Empfänger vielleicht auf diese Segnungen hinweisen? Eines jedenfalls scheint gewiss: Einem Staat, der Geld auf die Seite legt, für das so gut wie kein Bedarf besteht, scheint es sehr gut zu gehen. Ist das nicht ein Grund zur Freude?

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Beratlosigkeit

Die Berater der Banken sind in der Krise. Sie fühlen sich nicht wohl unter dem Druck ihrer Vorgesetzten, denn die wollen jeden Tag wissen, was sie geleistet, das heißt, wie viele Gespräche sie geführt und wie viele Verträge sie abgeschlossen haben. Das und noch mehr verrät uns die Zeitung von heute (Stuttgarter Nachrichten, 8.9.10). Und sie fragt mich, ob ich mich gut beraten „fühle“ von meiner Bank. In der Tat: um mehr als ein Gefühl kann es sich da schwerlich handeln.

Kein schöner Job, dieses Dasein als Berater. Man soll den Leuten, die Geld anlegen wollen, sagen, wie sie das am besten tun könnten. Am besten, das heißt so, dass sich das Geld vermehrt und nicht vermindert. Aber woher sollen die Damen und Herren Berater wissen, wohin die Reise der Finanzen und der Wirtschaft geht? Sie müssen sich da auf den Rat der Großen ihrer Branche verlassen. Und wissen diese Auguren, was die Zukunft bringen wird? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Wenn sie es in der Vergangenheit – also z. B. 2008 – gewusst, aber bewusst verschwiegen haben, sind sie zu tadeln. Und wenn sie es nicht gewusst haben? Dann ebenfalls. Denn was haben sie uns anderen, den gemeinen Ratlosen, in diesem Fall noch voraus?

Dass sie angesichts dieser Unwissenheit ihren Kunden einfach nur das verkaufen, was ihnen und der Bank etwas einbringt, wer möchte ihnen das verdenken. Sie können den Anlegern das Risiko des Verlustes nicht nehmen. Warum sollten sie dann nicht wenigstens den Gewinn ihres Unternehmens im Auge haben?

Noch kein Berater hat mir den uralten Rat gegeben, das Geld in den altbekannten „Sparstrumpf“ zu legen. Damit wäre ich gut beraten gewesen. Hätte ich das vor ein paar Jahren gemacht, wäre ich heute um ein paar Euro reicher. Aber was soll’s? Man darf nicht nur an sich denken. Auch die Banken und ihre Berater wollen leben.

(Blog-Eintrag Nr. 210)