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Unrühmliche Forderungen 3 oder Bildungspolitische Ziele der FDP

Und wie klingt die Bildungsmusik der Freien Demokraten? Sie fügt sich recht harmonisch ins Konzert der größeren Parteien ein, mit ein paar Nuancen. Man will zum Beispiel schon 2010 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Bildung und Forschung investieren. Das gegliederte Schulsystem soll zwar nicht „überwunden“ werden, wie es die SPD will, sondern „durchlässig“. Was soll das heißen? Durchlässig ist das Schulsystem (in Baden-Württemberg) dank einer „Multilateralen Versetzungsordnung“ im Prinzip jetzt auch schon. Aber man kann die Durchlässigkeit natürlich vergrößern, indem man die Löcher zwischen den Schularten erweitert und mehr Verbindungsstege einbaut.

Wie die Christdemokraten will auch die FDP Kinder ab vier zwingen, einen verbindlichen Sprachtest abzulegen. „Kinder mit Schwächen“ sollen dann eine „spezielle Förderung“ erhalten. Das haben wir doch im Ländle schon: den Test und die Förderung. Wenigstens in der Theorie. Wie so oft hapert es aber an der Umsetzung. Ich bin weiterhin der Meinung, dass wir in vielen Fällen keinen Test brauchen, um die sprachliche Schwierigkeiten eines Vierjährigen zu erkennen. Da reicht oft schon der Eindruck einer Kindergärtnerin. Wichtiger wäre es, dass man rasch und unbürokratisch ein Förderprogramm zustande brächte.

Was die Lehrerausbildung angeht, so will die FDP „frühzeitig feststellen“ (vor dem Studium?), ob jemand die für den Lehrberuf „erforderliche soziale Kompetenz“ mitbringt. Soll das in einer Art Assessment geschehen? Oder durch „verbindliche“ Tests? Als Aufnahmeprüfung der Hochschule? Oder schon im Rahmen des Abiturs? Und wer „stellt fest“? Und darf, wer bei der „Sozialprüfung“ durchfällt, dann kein Lehramtsstudium antreten? Kurzum: eine luftig formulierte Forderung, deren Verwirklichung nicht so einfach werden dürfte.

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Unrühmliche Forderungen 2 oder Bildungspolitische Ziele der SPD

Alle wollen bei der Hintergrundmusik mit Motiven aus dem Bildungsnotenbüchlein mitspielen, auch die SPD. Sie möchte, wie die CDU, bis 2015 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Bildung und Forschung investieren. Das gegliederte Schulsystem ist ihr zuwider und soll daher „langfristig …überwunden“ werden. Was das wohl heißen mag? Besiegt, abgeschafft, ausgetrocknet, diffamiert? Gerne mag man der SPD zustimmen, wenn sie eine „gute Ausstattung der Schulen mit Lehrmitteln“ fordert und das Angebot an Ganztagesschulen „flächendeckend“ ausbauen will. Gemeint ist mit dem Wort „flächendeckend“ vermutlich, dass die Schulen in allen Städten und Gemeinden Mensen bekommen, damit die Schülerinnen und Schüler satt am Nachmittagsunterricht teilnehmen können.

Etwas gestutzt habe ich bei der Formulierung (siehe im September-Heft von „Profil“, dem Mitteilungsblatt des Philologenverbands), dass die Sozialdemokraten für „ausreichend qualifizierte und motivierte Lehrkräfte sorgen“ wollen. Ich dachte immer, die Lehrer sollen gut bis sehr gut qualifiziert sein und nicht nur „ausreichend“ (Note 4). Vielleicht bezieht sich das Wort aber auch auf die Anzahl: Man will Lehrkräfte in ausreichender Menge.

Mit dem Motiviertsein der Lehrerinnen und Lehrern ist das so eine Sache. Die Meisten sind es anfangs, doch nimmt die Begeisterung bei gar nicht so wenigen im Laufe der Berufszeit deutlich ab. Man müsste also intensiv darüber nachdenken, was die Motivation der Lehrerinnen und Lehrer in den langen Jahrzehnten der Berufstätigkeit zu stabilisieren geeignet wäre. Ich schlage vor: gute Arbeitsbedingungen.

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Unrühmliche Forderungen 1 oder Bildungspolitische Ziele der CDU

Auch wenn es keine bundespolitische Aufgabe ist, die Bildung erklingt dauernd als Hintergrundmusik im Wahlkampf 2009. So will die CDU (laut „Profil“ September 2009) bis 2015 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Bildung und Forschung investieren, die Durchlässigkeit im gegliederten Schulsystem erhöhen sowie bundesweite Leistungsmaßstäbe für Abschlüsse. Wäre das nicht Sache der KMK? Kinder ab vier sollen verbindliche Sprachtests ablegen und „bei Defiziten frühzeitig“ gefördert werden; denn alle sollen bei der Einschulung Deutsch sprechen können. Das klingt sehr vernünftig. Und da die Christdemokraten in der Mehrzahl der Bundesländer regiert, hindert sie niemand daran, ihren Forderungen Taten folgen zu lassen.

Aber dann steht in dieser Liste der Ziele noch etwas Merkwürdiges: CDU und CSU wollen, dass „konfessioneller Religionsunterricht zum Kanon der Pflichtfächer gehört.“ Dem ist doch schon so. Im Grundgesetz (Artikel 7, Absatz 3) steht, dass der Religionsunterricht „in den öffentlichen Schulen … ordentliches Lehrfach“ ist – jawohl „ist“. Es ist das einzige Schulfach, das unsere Verfassung vorschreibt. Diese christdemokratische Forderung läuft also ins Leere. Oder handelt es sich um eine Streicheleinheit für christliche Wähler?

Dass allerdings nicht einmal das Grundgesetz es schafft, dem Religionsunterricht in Berlin zu „seinem Recht“ zu verhelfen, steht auf einem anderen Blatt.

Und dass ich den Religionsunterricht in der derzeitigen Form für problematisch halte, werde ich in diesem Blog demnächst erörtern.