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Breuninger und Sprache

Das altehrwürdige Kaufhaus Breuninger mag gute Ware bei gutem Service verkaufen. Aber wie es dafür wirbt, ist ärgerlich. Für die grüne Zitrone, die faulige Tomate oder den sauren Apfel der Sprachverhunzer ist der Betrieb mit den schwäbischen Wurzeln ein heißer Anwärter. Nach „Karls Kitchen“, den Namen der modernisierten Essensausgabestelle in Stuttgart, über das wir uns an dieser Stelle schon genug erregt haben, ist nun über die Einladung zu einem langen Shopping-Abend zu berichten.

Als wichtigsten Grund für den Besuch des Sindelfinger Hauses, das eigentlich Breuningerland heißt, aber inzwischen zu einem „Center“ verkommen ist, wird genannt, man könne dort „fashion statements hautnah“ erleben. Man kann das nur als Faschingsscherz deuten, wenn man die Kunden am Samstag vor dem Ende der närrischen Zeit auf diese närrische Weise einlädt. Das Adjektiv „hautnah“ suggeriert Erotisches, mit „statements“ kommt eine wenig Politik ins Spiel und „fashion“ als Wort für Mode klingt nach „fesch“.

Was dem Glosseur nicht so ganz in den Kopf will: Wer soll auf diese sprachlich abartige Weise ins B-Land gelockt werden? Die letzten Bewohner der amerikanischen Siedlung in Böblingen, die U-30-Singles, die am Samstagabend nichts Besseres zu tun haben, oder die Gruppe der einfältigen Schwaben, bei denen man mit englischen Vokabeln Eindruck machen kann?

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Karlsküche

Es gibt Karlsruhe, Karlsbad, das Karlsgymnasium, den Karlspreis, die Karlshöhe und es gibt seit einiger Zeit „Karls Kitchen“. Liegt hier vielleicht ein Schreibfehler vor? Ist „Karls Kittchen“ gemeint? Und an welchen Karl sollen wir denken? An „den Großen“ – oder „nur“ an den von Württemberg? Wenn es nicht der große Karl ist, sondern nur der weniger große württembergische, dann könnte man bei „Kittchen“ an das Gefängnis auf dem Hohenasperg denken, wo einst die Intelligenz des Landes ihre Bleibe fand. Denn die Herrscher hierzulande waren wenig erbaut von Kritik. Das wusste schon Schiller. Deshalb hat er sich rechtzeitig nach – ja, ich muss es zugeben – nach Baden abgesetzt.

Es geht bei dem Kitchen- oder Kittchen-Karl um den Württemberger, denn es ist ein Stuttgarter Kaufhaus, das sich ihn zum Namensgeber ihrer umgebauten Gastronomie erkoren hat: dem Breuninger verdanken wir diese wunderbare neue Sprachschöpfung. Und ergo ist es nicht das Kittchen, in das er uns einlädt – so viel Gaunerei ist einem ehrbaren mittelständischen Unternehmen auch nicht zuzutrauen – es ist eine Küche, die Karlsküche, die uns zum Essen verlocken soll. Damit wir es nicht auf Anhieb missverstehen – denn wer will schon in der Küche essen? – hat man zum Englischen gegriffen und nennt das Ganze „Karls Kitchen“. Breuninger liebt englische Wörter. Man nennt sich gerne ein „Fashion- und Lifestyle-Unternehmen“. Dumm nur, dass die Kunden, auf deren Geld man aus ist, zumeist das Schwäbische benutzen. Aber vielleicht ist ja auf der Leitungsebene beim Breuninger inzwischen Englisch die Verständigungssprache.

Häckerling, einst ein Besucher des Breuninger-Restaurants, hat nur einen Blick ins Kitchen geworfen und sich dann schnell aus dem Staub gemacht. Nichts gegen den württembergischen Karl, aber ein Kitchen hat er nicht verdient. Das soll eine Kritik sein, ja, aber zum Glück droht heute dafür nicht mehr das Gefängnis auf dem Hohenasperg.

(Blog-Eintrag Nr. 232)