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Islamisches

Das neue Jahr beginnt wie das alte, mit der Mahnung, den guten und den bösen Islam auseinander zu halten. Keine Frage, die meisten Muslime sind liebe, normale Menschen, fromme oder auch weniger fromme, die niemandem etwas antun wollen. Wir kennen einige, reden also nicht wie die in Dresden von einem Konstrukt, sondern von realen Menschen muslimischer Religionszugehörigkeit. Solche gibt es in unserer Stadt reichlich.

Nun ist es aber leider so, dass es einen Terrorismus gibt, der sich auf seinen muslimischen Glauben beruft, auf den Koran, den Propheten oder seine Nachfolger, und in diesem Geiste jene tötet, die nicht ins Schema passen, in Afrika, Asien, im Nahen Osten und jüngst in Frankreich. Sprachlich behelfen wir uns bei der Einordnung dieses Phänomens, dass wir es nicht Islam, sondern Islamismus nennen. Wörter mit dem Baustein „-ismus“ haben oft einen negativen Beigeschmack: Feudalismus, Egoismus, Fanatismus … So haben wir das Negative, das Übertriebene, vom normalen Maß Abweichende schon im Wort enthalten. Islam ist gut, Islamismus ist schlecht. Das Dumme ist nur, das erste Wort ist im zweiten enthalten. Es gibt also doch einen Zusammenhang. Aber welchen?

Darüber sollten wir mal offen diskutieren und uns nicht mit der bloßen Zweiteilung begnügen. Wie kann aus einer Religion, die durchaus Wertvolles in sich birgt, eine Gewaltideologie werden? Vielleicht wäre es gut, sich an die Prozesse zu erinnern, die einst aus Christen brutale Schlächter werden ließen. Welche Faktoren waren da mächtig? Der Erste Weltkrieg bietet dazu Anschauungsmaterial, aber auch der Dreißigjährige Krieg oder die Kreuzzüge könnten die Mechanismen zeigen.

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Karikaturstreit

Haben die Mächtigen in den muslimisch regierten Staaten ein Problem mit dem Meinungsmedium Karikatur? Es sieht so aus. 2005 in Dänemark publizierte Mohammed-Karikaturen – nicht mit Kritik am Propheten, sondern am real existierenden Islam – führten zu allerlei Auseinandersetzungen. Gewalttätige Demonstrationen und diplomatische Querelen belasteten die internationalen Beziehungen. Man beruft sich auf ein Bilderverbot im Koran und fordert dessen globale Einhaltung. Als ob dieses Buch überall als Gesetzbuch dienen müsse! Ich bezweifle, dass es nur oder überhaupt um Religion geht. Offenbar vertragen sich kritische Meinungsäußerungen nicht mit dem Gesellschaftsverständnis im Machtbereich des Islam.

Der Beleg: Eine Karikatur in einem gymnasialen Gemeinschaftskundebuch hat offizielle Proteste von türkischer Seite ausgelöst. Deren Präsident sieht es offenbar als Majestätsbeleidigung an, wenn er in einem deutschen Schulbuch auf einer Karikatur abgebildet wird. Die Zeichnung zeigt ihn als gefesselten Hund. Das ist natürlich nicht nett. Aber Karikaturen sind für die darauf Abgebildeten selten nett. Sie sollen es auch nicht sein. Sie sollen Probleme zuspitzen, Kritik üben an Missständen. Karikaturen sind eine wichtige Meinungsäußerung. Keine Zeitung von Rang kann auf sie verzichten. Sie gehört zu unserer Demokratie. Sie ist nicht nur zulässig, sondern notwendig, denn die Kritik an den politisch Verantwortlichen und ihren Aktionen gehört zur Hygiene eines freiheitlichen Gemeinwesens.

Der hohe Türke will das nicht hinnehmen. Vielleicht hat er ein anderes oder gar kein Verständnis für demokratische Bräuche. Das könnte uns egal sein, wenn er sich nicht in unser Gemeinwesen einmischte. Er will vorschreiben, was in unserem Unterricht passiert. Er muss noch lernen, dass es zum Wesen des Unterrichts in einem demokratischen Staat gehört, sich kritisch (also das Für und Wider benennend) mit der Politik und den dort Agierenden auseinanderzusetzen.

 

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Übertölpelt – Diskussion über Religionsfreiheit

Die Diskussion über das unglückliche Schweizer Minarett-Votum zeitigt merkwürdige Aussagen. So steht auf der Titelseite der heutigen Ausgabe von Sonntag Aktuell (6.12.09) eine Überschrift der besonderen Art: „Iran kritisiert Schweiz“. In dem Artikel wird der iranische Außenminister zitiert, der die Schweizer Regierung auffordert, das Ergebnis der Volksabstimmung rückgängig zu machen, da sonst die „krankhafte Furcht vor dem Islam“ wachse und die „Spannungen zwischen dem Islam und dem Christentum“ verschärft würden.

Nun will derlei kein vernünftiger Mensch, nehme ich mal an. Jeder verantwortungsvoll denkende Bürger befürwortet ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Kulturen und Religionen. Nur: ist der Iran befugt, so etwas den Westeuropäern ins Stammbuch zu schreiben? Ausgerechnet der Iran, wo es mit der Religionsfreiheit schlimm steht, wo religiöse Minderheiten, seien sie muslimisch oder christlich, unterdrückt werden, wo alle, die nicht der Staatsreligion angehören, Bürger zweiter Klasse sind? So kann man den Aufruf zur Toleranz, der an sich zu begrüßen ist, ins Absurde ziehen und damit in sein Gegenteil verkehren.

Hättest du geschwiegen, lieber iranischer Minister, so hättest du dem, was du zu erreichen vorgibst, was wir alle erreichen wollen, mehr gedient. So aber gerät der Appell an die Schweiz zur zynischen Attacke auf alle Wohlmeinenden. Denn damit schürt der Iraner genau das, was er angeblich entschärfen will, das Misstrauen der „westlichen“ Bürger gegenüber der „anderen“ Religion, die Angst vor ihrem Missionsdrang und die Sorge um den Verlust an eigener kultureller und religiöser Identität.
(Blog-Eintrag Nr. 118)