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Pisaleser

Dieses Wort gibt es nicht, sagt mein elektronischer Rechtschreibkontrolleur. Vielleicht nimmt er PISA-Leser an? Ja, er tut es. Und schon haben wir ein Leseproblem gelöst. Wenn es immer so einfach ginge! Bei der Lesekompetenz habe sich Deutschland laut der neuen PISA-Studie nicht wesentlich verbessert, unken die Medien heute (6.12.10), einen Tag vor der Bekanntgabe der neuen Daten. Häckerling hätte sich auch gewundert.

Denn beim Lesen hat sich in den Schulen nicht viel getan in den letzten neun Jahren. Dagegen wurde das Missverständnis kultiviert, man könne durch „Events“ wie Lesenächte oder den gelegentlichen Einsatz von Vorlesern in Kindertagesstätten etwas Entscheidendes bewirken. Das ist zwar alles schön und wichtig. Es ist schön und wichtig, wenn Eltern oder Großeltern ihren Kindern und Enkeln vorlesen. Aber das ändert nichts an der Lesekompetenz unserer 15-Jährigen. Die müssen selber lesen, und zwar so, dass sie die ihnen vorgelegten Texte erfassen und verstehen, also ihnen das entnehmen, was darin zu lesen ist. Das ist schwierig. Man muss es lernen und vor allem: ständig üben.

Genau dies aber, das ständige Lernen und Üben der Texterfassung, das geschieht in unseren Schulen zu wenig. Die – auch vom Verfasser dieses Blogs, allerdings in anderer Eigenschaft – immer wieder angemahnte Einführung (und Umsetzung) eines durchgängigen Lesekurrikulums, wo ist sie im Rahmen des schulischen Entwicklungsprozesses erfolgt? In kaum einer, mutmaße ich. Was hätte sich also bei der aktuellen Untersuchung der Lesekompetenz durch das PISA-Konsortium seit dem Jahr 2000 ändern sollen?

(Blog-Eintrag Nr. 236)

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Lesen oder schreiben

Aus dem neuen schulischen Bundesländervergleich ergibt sich, dass die deutschen Neuntklässler besser schreiben als lesen können, die Leistungsunterschiede zwischen den Ländern sind aber beim Schreiben deutlich ausgeprägter. So liegen zwischen dem Primus Bayern und dem Letzten, dem Stadtstaat Bremen, 63 Punkte. Das entspricht beinahe zwei Schuljahren. Auffällig ist auch, dass bereits den Erstplatzierten (Bayern) 12 Punkte vom Zweiten (Baden-Württemberg) trennen. Wie kommt es zu solchen Ergebnissen?

Dazu müsste man natürlich wissen, wie in Bayern der Rechtschreibunterricht gestaltet wird und worin er sich von dem der anderen Länder unterscheidet. Man wird annehmen müssen, dass er dort für wichtig gehalten wird. Das schon wäre etwas Besonderes, denn ansonsten ist die Orthografie wie auch die Grammatik eher ein Stiefkind des Deutschunterrichts. Lange galt die Meinung – und viele Didaktiker vertreten sie immer noch – das korrekte Schreiben sei kein wichtiges Lernziel. Es habe wenig mit Intelligenz zu tun (was wohl stimmt) und sei auch lange nicht so bedeutsam wie das Lesen oder gar Verstehen. Auch dem kann man zustimmen. Wird also in Bayern die Rechtschreibung sinnlos „gepaukt“? Geht die dafür aufgewendete Zeit zulasten des Lesens und Verstehens?

Offenbar nicht, denn die Bayern sind auch in diesen Bereichen die Spitzenreiter.? Dort lernen die Kinder Texte zu lesen, zu verstehen und sogar richtig zu schreiben. Das gibt zu denken.

(Blog-Eintrag Nr. 192)