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Unbeirrtes Bloggen oder Das Dreiviertelhundert ist voll

Dass die fünfundsiebzigste Eintragung im Häckerling just nach einer Reihe bildungspolitischer Einlassungen erfolgt, ist nach meinem Dafürhalten ein akzeptabler Zufall. Sie hätte auch nach einer Komma-Betrachtung oder einer grimmigen Bemerkung über einen Zeitungsartikel vorgenommen werden können. Aber so ist es recht. Das Schlagwort „Bildungspolitik“ ist in der Wolke der „Tags“ rechts am Rand der Blogs sehr groß geschrieben. Sie wird, nebenbei, vom Schreiber auch sonst großgeschrieben. Wenn dieses Wortspiel mit der Rechtschreibung erlaubt ist.

Zum fünfundsiebzigsten Text gebührt zuallererst ein Dank den treuen Kommentatoren und den gelegentlichen Beiträgern. Ihren Bemerkungen ist so manche wichtige Ergänzung und Präzisierung zu verdanken. Auch vermitteln sie den Blogschreiber gelegentlich das Gefühl, gelesen zu werden.

Obwohl: Wenn ich die Zahlen richtig deute, so haben sich im Laufe des letzten Viertelhunderts mehr Besucher auf diesem Blog eingefunden als vorher. Das freut Häckerling und spornt ihn zu weiterem unbeirrtem Kommentieren an.

Die drei am häufigsten besuchten Seiten waren übrigens vor allem bildungspolitische: der „Unausgereifte Vorschlag“, wo es um Schulideen der Grünen ging, die „Unabsichtliche Unklarheit“, ein Kommentar zu einem Schul-Kommentar der Stuttgarter Zeitung und – auf Platz drei – die „Unwirkliche Person“, die eigentlich zwei Personen sind, der reale Peter Peter und der virtuelle Peter Maier, eine journalistische Kunstfigur der Sindelfinger Zeitung.

2 Antworten auf „Unbeirrtes Bloggen oder Das Dreiviertelhundert ist voll“

Sie schreiben, Ihr Dreiviertelhundert-Block als Anschluss an die fünf bildungspolitischen Beiträge sei ein „akzeptabler Zufall“, der „so (recht) ist“. Wer gestern den Kieler „Tatort“ gesehen hat, in dem das Gespräch über „Synchronizität“ eine zentrale Rolle spielte (nach C.G..Jung: ein akausaler Zusammenhang, der gleichwohl als subjektiv sinnhaft erlebt wird), stutzt wohl unwillkürlich. Hat der Zufall hier eine neue Synchronizität geschaffen, die noch der Interpretation harrt? Oder haben Sie, inspiriert durch den „Tatort“, über Nacht eine ihnen gemäße, trockenere Variante dieses Begriffs kreiert, eben den „akzeptablen Zufall“?

Synchronizität erleben, die Fähigkeit der subjektiven Sinn-Konstruktion, wir alle haben sie, und schön ist es, wenn unsere Konstruktionen in der Lage sind, sich weiter zu entwickeln. Wie (über eine Zwischenstufe) vom „Unspektakulären Viertelhundert“ (2.7. 09) zum „Unbeirrten Bloggen oder Das Dreiviertelhundert ist voll“ (21.9. 09). Ein zufällige Besucher dieser Seiten mag das nicht erkennen. Wer hingegen den Block verfolgt, nimmt eine zwar „unbeirrte“, aber doch aufmerksame, Brüche auf ihre Weise integrierende inhaltliche und formale Entfaltung wahr, die offenbar Leser bei der Stange hält, zu Beiträgen ermutigt und neugierig macht auf das Kommende.

Was die letzten fünf Beiträge zu den „unrühmlichen Forderungen“, die systematische Reihung der Parteienkritik zum Thema „Bildung“, anbelangt, weiß ich nicht recht. Sehr verdienstvoll und informativ natürlich, die Kritik an den bildungspolitischen Wahlversprechen so nebeneinander zu stellen, ohne eine relevante Partei zu schonen. Dennoch: Dem Leser wurden darin die Ziele der Parteien grundsätzlich schlecht gemacht. Sie wurden nicht als qualitativ gegenseitig profiliert, sondern sämtlich als undurchdacht dargestellt (im Gesetz verboten, schon angelegt, aber nicht verwirklicht, oder überhaupt unrealisierbar). Es wurden Fragen aufgeworfen, große und kleine, die im Rahmen dieses Blockes jedoch nicht zu beantworten sind. Ganz “Häckerling”, aber was sollte damit letztlich erreicht werden? Das Ergebnis auf mich als Leserin ist, dass ich mich innerlich spontan von der Bildungspolitik eher abwende und Zeit aufwendige, kostenspielige Veränderungen des Bildungssystems zu scheuen beginne. War das das Ziel?

Der Lichtblick dagegen: Jennys Beitrag und Ihre Reaktion darauf! (Nebensächlich fragte ich mich, ob Häckerling auch die Forderung einer Partei kritisiert hätte, die für bundesweiten Pflichtunterricht im Zehnfingersystem eintreten würde, damit durch Automatisierung das Arbeitsgedächtnis unserer Schüler/innen bei der elektronischen Großschreibung künftig nicht mehr überfordert wird). Doch vor allem wurde in Kommentar und Antwort deutlich: Individuelle Gerechtigkeit ist auch durch das äußere System mit Schulwechsel in Klasse 6 nicht zu sichern. Entscheidend ist, wie die Menschen ihre Beziehungen gestalten, ob sie dabei ihre institutionellen Freiräume konstruktiv ausnutzen oder diese rigide herabwürdigen. Einen solchen Freiraum bietet gewiss der schülerförderliche Umgang mit der Versetzungsordnung und die Ausweitung individueller Förderung ( Nachhilfe oder Enrichment). Das Überspringen oder Wiederholen von Klassen sollte im individuellen Fall möglich bleiben, aber nicht mehr als Regelfall gelten (der durch Notenzehntel entschieden wird).

Jedoch ist es unlogisch gegen die Nichtversetzung vorzugehen, ohne das für viele der neun-/zehnjährigen Kinder aus unterschiedlichsten Elternhäusern sehr belastende Selektionsverfahren auf die Schultypen zu entschärfen („Durchschnitt 2,5 in den Hauptfächern entscheidet!“).

Bis vor wenigen Jahren war es möglich, auf Wunsch (der Kindes? der Eltern?) die vierte Klasse freiwillig zu wiederholen, um den Notenschnitt zu verbessern und die Gymnasialempfehlung im zweiten Durchgang zu erhalten. Das ist nicht mehr erlaubt. – Hoffentlich wird die Bertelsmann-Studie nicht makaber herangezogen, um die Untersagung dieser “Aufstiegsmöglichkeit” nachträglich noch zu begründen.

Auch im Stroh ist nicht alles gleich. Da gibt es kleinere und größere Häckerlinge, unscheinbare und auffällige.
Geradezu erquickend ist die Replik auf den “akzeptablen Zufall” – danke!
Warum die kritische Darstellung des bildungspolitischen Strohs der fünf Parteien? Ich denke, man kann so ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede einigermaßen erkennen. Meine Begeisterung für die Parteikonzepte hält sich in der Tat sehr in Grenzen. Ich finde viel Deklaratorisches, Ideologisches und wenig Substanzielles. Nirgends ist eine klare Linie zu erkennen. Große Konzepte und große Worte sind wohlfeil. Strukturänderungen sollen den Fortschritt bringen. Diesem Irrtum haben wir doch in letzten 40 Jahren genug gehuldigt. Niemand will offenbar “guten Unterricht”. Es ist populärer, Sozialprobleme über die Schule zu “lösen”. Das aber wird kaum gelingen.
Ob es gelingt, in diesem Blog eine Art Gegenkonzept zu entwickeln? Vielleicht.

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