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Die FDP und der Aufprall

Wer wie der Schreiber dieser Zeilen nach einem heftigen Aufprall im Sindelfinger Freibadwasser um die körperlich-seelisch-geistige Stabilisierung ringt, kann existenziell nachvollziehen, wie es der liberalen Partei nach ihrem harten Aufprall in der Realität geht. Sie hat ihre Stabilität verloren, sie muss das in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mal wieder zu hörende Sterbeglöcklein zum Schweigen bringen. Das wird nicht einfach.
Denn es dürfte nicht genügen, den auf seinen Auftritt wartenden Christian Lindner auf die Bühne zu bitten. Man muss gründlicher vorgehen. Zuvörderst wäre zu klären, was die FDP eigentlich will, wofür sie steht, was ihre zentrale Botschaft ist. Ist es das Thema Steuern oder soll es die Förderung des Mittelstands sein? Oder wäre es nicht angezeigt. die Stärkung der Bürgerrechte in den Vordergrund rücken? Soll die FDP die Europa-Partei sein? Oder soll sie auf die DM schielen und versuchen die AfD-Wähler zurücklocken?
Ich hielte Letzteres für verhängnisvoll. Mit dieser nationalistischen Masche würde man die letzten gutwilligen Liberalen vergraulen. In einer Zeit der staatlichen Überwachung der Bürger, durch fremde Mächte, aber gewiss auch durch die eigenen Geheimdienste, halte ich es für angebrachter denn je, die Freiheitsrechte des Einzelnen neu zu bedenken, zu definieren und zu stärken. Das wäre eine angemessene liberale „Klientelpolitik“.
Also: eine neue, deutlichere politische Ausrichtung mit neuen Personen. Die alten Führungsgestalten, denen es gelungen ist, binnen vier Jahren über zehn Prozent Wählerstimmen zu verlieren, dürfen gerne zurücktreten.

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Der Wahlkampf und das Duellieren

Einst waren Duelle etwas Gefährliches. Es wurde mit echten Waffen geschossen. Am Ende lag einer tot oder verletzt im Gras, umsorgt vom Sekundanten. Der Sieger musste sich eine Weile verstecken oder gar eine Gefängnisstrafe absitzen. So schlimm geht es bei den TV-Duellen im Bundestagswahlkampf nicht zu. Man schießt mit Worten. Verletzungen gibt es kaum. Dafür sorgen die Moderatoren.

Das Wort Duell will den Zuschauer an den Fernsehapparat locken. Dort darf er zusehen, wie wichtige Politiker auf Fragen antworten, die ihnen ebenso wichtige Journalisten stellen. Die Antworten leuchten eigentlich alle auf Anhieb ein, denn sie sind werden mit Überzeugung vorgetragen, sind wohlüberlegt und mit Fakten unterstützt. Gerne würde man über sie nachdenken, aber dazu ist keine Zeit, denn schon steht die nächste Frage an. Manchmal versteht man die Antwort nicht, weil sie zu kompliziert ist. Dann würde man gerne nachfragen, wie sie gemeint ist und wie die Dinge zusammenhängen. Oft versteht man die Antwort deshalb nicht, weil alle durcheinanderreden. Dann fühlt sich das Duell an wie ein modernes, absurdes Theaterstück an. Am Ende ist man zwar nicht klüger, aber man hat einem unterhaltsamen Sprachspiel zugesehen. Gewonnen hat der, den ich schon vorher sympathischer fand.

Nach langen Jahren in der Erwachsenenbildung kommt der Verfasser zu der Erkenntnis, dass auch dem Fernsehen ein paar Hinweise zur Didaktik von Fernsehduellen guttäten. Wissen sie dort überhaupt, für wen sie solche Sendungen machen?