Einst waren Duelle etwas Gefährliches. Es wurde mit echten Waffen geschossen. Am Ende lag einer tot oder verletzt im Gras, umsorgt vom Sekundanten. Der Sieger musste sich eine Weile verstecken oder gar eine Gefängnisstrafe absitzen. So schlimm geht es bei den TV-Duellen im Bundestagswahlkampf nicht zu. Man schießt mit Worten. Verletzungen gibt es kaum. Dafür sorgen die Moderatoren.
Das Wort Duell will den Zuschauer an den Fernsehapparat locken. Dort darf er zusehen, wie wichtige Politiker auf Fragen antworten, die ihnen ebenso wichtige Journalisten stellen. Die Antworten leuchten eigentlich alle auf Anhieb ein, denn sie sind werden mit Überzeugung vorgetragen, sind wohlüberlegt und mit Fakten unterstützt. Gerne würde man über sie nachdenken, aber dazu ist keine Zeit, denn schon steht die nächste Frage an. Manchmal versteht man die Antwort nicht, weil sie zu kompliziert ist. Dann würde man gerne nachfragen, wie sie gemeint ist und wie die Dinge zusammenhängen. Oft versteht man die Antwort deshalb nicht, weil alle durcheinanderreden. Dann fühlt sich das Duell an wie ein modernes, absurdes Theaterstück an. Am Ende ist man zwar nicht klüger, aber man hat einem unterhaltsamen Sprachspiel zugesehen. Gewonnen hat der, den ich schon vorher sympathischer fand.
Nach langen Jahren in der Erwachsenenbildung kommt der Verfasser zu der Erkenntnis, dass auch dem Fernsehen ein paar Hinweise zur Didaktik von Fernsehduellen guttäten. Wissen sie dort überhaupt, für wen sie solche Sendungen machen?