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Koalitionssprache 1

Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung, demografischer Wandel und der Veränderungsdruck der Globalisierung verlangen große politische Anstrengungen, um heutigen und künftigen Generationen ein Leben in Wohlstand zu sichern. CDU, CSU und SPD stellen sich diesen Aufgaben. In gemeinsamer Verantwortung wollen wir das Land voranbringen. Wir werden unsere parlamentarische Mehrheit für strukturelle Reformen in Deutschland nutzen, Mut machen zur Anstrengung und das Vertrauen der Menschen in die Zukunftsfähigkeit des Landes stärken.

So beginnt die mir vorliegende Fassung des schwarz-roten Koalitionsvertrags – es gibt deren offenbar mehrere. Dieser erste Satz stellt mich grammatisch vor große Herausforderungen. Das Subjekt vor dem Doppelpunkt ist „Deutschland“, das des Satzes hinter dem Doppelpunkt ist eine Reihung (Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung usw.). Diese Aufzählung soll das Wort „Herausforderungen“ vor dem Doppelpunkt beschreiben. Klar, dass den „großen Herausforderungen“ vor dem Doppelpunkt auch „große Anstrengungen“ dahinter entsprechen müssen. Und warum diese Angestrengtheit? Um den Wohlstand zu sichern. Wer sichert den Wohlstand? Offenbar sollen es die „Anstrengungen“ sein, die aber sind hier das Akkusativ-Objekt. Nun ist aber nach gängiger grammatischer Lehre der Träger der Handlung eines um-zu-Gefüges das Subjekt des Hauptsatzes. Das wären hier „Arbeitslosigkeit, Staatverschuldung“ usw. Die aber sichern den Wohlstand nicht. Wie kann man einen Text so verquer beginnen?

Als Deutschlehrer müsste ich den ersten Satz anstreichen und mit einem Gr versehen, als Staatsbürger sehe ich in ihm ein schlechtes Omen für die große Koalition.

Eine Antwort auf „Koalitionssprache 1“

Wollen wir hoffen, dass es nicht vier Jahres des gegenseitigen Belauerns werden. Vier Jahre, in denen sich beide Seiten nur in Stellung für die nächste Wahl bringen. Das ist meine größte Sorge (diese und dass wir wieder EADS Dronen bestellen anstatt funktionierender)

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