Das Wort in der Überschrift enthält ein h zu viel. Das Märchen und daher auch die Mär schreibt man im 21. Jahrhundert ohne Dehnungs-h. Das war im 18. Jahrhundert noch anders. So findet man etwa bei Wieland noch den Titel „Sommermährchen“. Doch die Zeiten ändern sich. Das sollte auch den Stuttgarter Nachrichten (Kreiszeitung 16.7.14, S. 12) bewusst sein. Dort stehen unter der Überschrift „Die Mähr vom mündigen Patienten“ bedrückende Erkenntnisse über das Kannitverstan in der ärztlichen Praxis.
Nicht nur, dass deren Besucher ihre Rechte nicht kennen, sie haben auch Mühe zu verstehen, was ihnen gesagt wird. Das ist kein Wunder, denn in der psychischen Ausnahmesituation des kränkelnden Menschen steht es mit der Wahrnehmung von Gehörtem nicht gut. Man müsste eigentlich nachfragen, ob man etwas richtig verstanden hat. Man sollte sich eigentlich das Wichtigste aufschreiben. Aber wer traut sich das? Wer nimmt schon einen Zettel mit Fragen zur Behandlung mit? Wer wagt es, den Satz zu äußern: „Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass …?“
Eigentlich sollte es keiner Studien bedürfen, um dieses kommunikative Desaster zu erkennen. Schon der gesunde Menschenverstand lässt uns ahnen, dass dieses asymmetrische Verhältnis zwischen dem „Halbgott in Weiß“ und dem armen Würstchen Patient zwangsläufig zum gegenseitigen Missverstehen führt. Man müsste beide Gesprächsteilnehmer schulen. Die Ärzte sollten mehr über Gesprächsführung wissen und die Patienten müssten darin bestärkt werden, sich auf das Arztgespräch vorzubereiten, ihre Fragen mutig vorzubringen und darauf zu pochen, dass sie das Recht haben, die Antwort des Medizinmanns zu kapieren.