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Gemeinschaftsschulstudie

Wenn man Neues einführt, will man wissen, ob es auch etwas taugt. Insofern war der Entschluss unserer baden-württembergischen Regierung löblich, Wissenschaftler mit einer Studie über die Gemeinschaftsschule zu beauftragen. Sie liegt nun vor und sie ist sehr umfangreich geworden. Drin steht, dass man sich in den GMS große Mühe gibt, den Anforderungen gerecht zu werden. Die sind groß, soll man doch jedem Schüler und jeder Schülerin gerecht werden: dem hoch und weniger stark Begabten, dem theoretisch und dem praktisch orientierten, dem Motivierten und dem Lustlosen, dem Gesunden und dem mit Beeinträchtigungen Geschlagenen, dem schüchternen Jungen und dem umtriebigen Mädchen usw. Das zu leisten kostet Zeit, Kraft und Ideen. Viele Lehrkräfte in den Gemeinschaftsschulen bezahlen diese Kosten. Insgesamt seien die Kinder in den GMS daher glücklich und zufrieden. Aber ist das alles? Was können diese Glücklichen und Zufriedenen? Was für Schulleistungen erbringen sie im Vergleich zu den in herkömmlicher Weise Beschulten, den Realschülern und Gymnasiasten? In deren Schulen gibt es auch eine große Heterogenität. Aber den Lehrkräften dort wird nicht jene regierungsamtliche Zuwendung zuteil, derer sich die GMS erfreuen kann. Das Jungvolk unter den Regierenden droht dem Gymnasium sogar mit Abschaffung. Das wirkt nicht gerade motivierend. Schön, dass es die GMS gibt. Noch schöner wird es sein, wenn nachgewiesen ist, dass sie tatsächlich das leistet, was sie leisten soll.

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Elefantenrunden

Zu den vielen dümmlichen Begriffen unserer Medienwelt gehört der Begriff „Elefantenrunde“. Das soll suggerieren, dass Parteivorsitzende oder Wahlkandidaten große und vor allem dickhäutige Menschen sind. Leider sind sie weder das eine noch das andere, sondern kleinmütig und dünnhäutig – vor allem vor der Wahl. Danach wird die Haut wieder dicker und der Mut wächst wieder. Wenn der Rundfunk (gemeint ist der Südwestrundfunk) eine Wahlkampfsondersendung veranstalten will, ist das seine Entscheidung und eine löbliche dazu. Wen er zu dieser Sendung einlädt, ist ihm überlassen – dachte ich bisher. Aber weit gefehlt: Die Elefanten wollen bestimmen, mit wem sie zusammen auftreten. Die eine will es nur, wenn ein anderer Elefant nicht in der Nähe ist, die andere dagegen fordert genau dies. Leider zeigt sich auch der Rundfunk nicht in Elefantengröße, sondern eher verzagt und ohne dickes Fell. Er versucht sich anzupassen, will den Wünschen der großen – sagen wir es endlich – Parteien (CDU und SPD) entgegenkommen. Haben wir jetzt polnische Zustände? Bestimmen nun auch hier die Parteien, was der Rundfunk zu tun hat? Warum lädt der SWR nicht einfach diejenigen ein, die er einladen will? Warum macht er nicht sein Programm, wie er es für richtig hält? Wenn manche nicht neben Rechtspopulisten sitzen wollen, sollen sie halt wegbleiben. Der Wähler wird sich sein Teil schon denken. Oder hält man es für ausgeschlossen, der AfD in einer solchen Veranstaltung die Stirn zu bieten? Das wäre ein Zeichen großer Schwäche und damit eines Elefanten unwürdig.

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Ermüdungserscheinungen

Das Volk hat gesprochen. Es wurde von Demoskopen befragt und hat seinen Stimmungswandel bekundet. Nur noch gut ein Drittel findet Merkels Flüchtlingspolitik in Ordnung. Die anderen offenbar nicht. Das ist vor allem der Kölner Silvesternacht geschuldet. Dort haben, heißt es, vor allem Nordafrikaner ihr kriminelles Unwesen getrieben. Man darf gespannt sein, wie die Justiz damit „zu Recht“ kommt. Auch die CDU wird nervös. Ein paar Prozentpunkte weniger bei der „Sonntagsfrage“ und die Angst um die Wiederwahl wächst. Umtriebige Christdemokraten betreiben die Demontage ihrer Vorsitzenden und reihen sich ein die Schar der aus dem rechten Spektrum Kommenden, die den Sturz der Kanzlerin schon lange betreiben. Die wirkt auf den jüngsten Fernsehbildern wenig heiter, ja geradezu geknickt. Ich will ihr hier nicht beistehen, aber doch darauf hinweisen, dass es zu einer europäischen Lösung des Flüchtlingsproblems keine Alternative gibt. Wenn Merkel jetzt dem Drängen ihrer Gegner folgt und „die Grenzen dicht macht“, dann ist diese europäische Lösung vollends unerreichbar. Man braucht sie nicht mehr, wenn sich alle abschotten und die Flüchtenden „zum Teufel“ schicken. Eine Division Grenzschützer rund ums Mittelmeer müssten es doch schaffen, uns die unliebsamen Gäste vom Leibe zu halten. Eine verlockende, weil einfache Lösung: Keiner kommt mehr durch. Als Kollateralschaden müsste man allerdings auch noch das Ende der europäischen Gemeinschaft in Rechnung stellen. Und diese Rechnung wäre für Deutschland ziemlich hoch.