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Gestörte Lehrerbildung

Wenn man mit etwas nicht zufrieden ist, sollte man es entweder verbessern oder ändern. Das baden-württembergische Kultusministerium ist mit den Leistungen der Schüler des Landes nicht zufrieden. Weil sie das auf die mangelhaften Leistungen der Lehrkräfte schiebt, will sie die verbessern und dazu vieles ändern. Worin bestehen die Änderungen? Die Lehrenden müssen sollen besser aus- und intensiver fortgebildet werden. Dazu soll in diesem Bereich so gut wie alles anders werden. Änderungen schlagen sich in der Regel in geänderten Namen nieder. So werden die Lehrerseminare, die derzeit noch „Seminare für Didaktik und Lehrerbildung“ heißen in „Seminare für Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung“ umgetauft. Die Didaktik verschwindet also, das Kernstück des Unterrichts, es bleibt die bloße Beschreibung der Funktion dieser Einrichtungen. Gesteuert werden sie künftig vom ZSL, dem „Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung“. Das gibt es noch nicht, es soll aber binnen Jahresfrist seine Aufgaben aufgenommen haben. Man muss kein Prophet sein, um das Ende der bisherigen Lehrerseminare für gekommen zu sehen. Sie waren bisher Orte der Kreativität, der Entwicklung neuer Konzepte, der Freiheit bei der Gestaltung von Unterrichtsideen. Nun werden sie zu Erfüllungsgehilfen. Das ZSL wird ihnen vorschreiben, was sie zu tun haben. Wird dadurch alles besser? Straffe Hierarchien haben ihre Vorteile: Man kann von oben nach unten durchregieren. Im Ministerium wird ab 2019 entschieden, wie der Unterricht zu sein hat, das ZSL wird das in Vorschriften gießen und die Seminare sind gehalten, diese Regelungen pflichtbewusst umzusetzen. Die Freiheit der Lehre, des Lehrens, der didaktischen Innovation bleibt auf der Strecke. Häckerling stellt sich die Frage: Warum haben die in den Seminaren nach übereinstimmender Auffassung gut ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer in der Praxis versagt und Schülerinnen und Schüler mit schlechten Leistungen hervorgebracht? Könnte es nicht sein, dass es an der misslichen Situation der Schulen liegt? Dort sind die Störfaktoren, die es den gut ausgebildeten Lehrkräften so schwer macht, guten Unterricht abzuliefern. Müsste man nicht bei den Arbeitsbedingungen der Schulen anfangen, anstatt die erfolgreichen Seminare plattzumachen?

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Verwirrte Balltreterzunft

Es ist das klassische Sommertheater und tatsächlich wesentlich interessanter als das Ungeheuer von Loch Ness, mit dem wir früher in der nachrichtenarmen Zeit unterhalten wurden. Ein Fußballspieler löst ein mittleres Beben in der Politik aus. Und die spielt begeistert mit, zumal es ja keine anderen oder gar wichtigere politische Probleme gibt. Dabei geht es gar nicht um die Frage, ob der Sportler Ö, seines Zeichens Multimillionär, wie Heiko M. sagte, gut Fußball spielt. Vermutlich schon, sonst wäre er nicht in der englischen Liga beschäftigt. Es geht auch nur ein bisschen um die Frage, ob Ö am verheerenden Auftritt der deutschen Mannschaft in Russland schuld sei. Ganz verneinen kann man das nicht. Vor allem jedoch dreht sich der Diskurs um das Problem der Integration. Ist sie gescheitert, weil Ö sich mit „seinem Präsidenten“ Erdenwahn in Wahlkampfzeiten hat ablichten lassen? Häckerling hält das für eine Scheindebatte. Hunderttausende haben unlängst diesen autoritären Führer gewählt und dazu sogar ihre Stimme auf „deutschem“ Boden abgegeben. Ist das schlimm, ist das ein Skandal? Ich schaffe es nicht, mich darüber aufzuregen. Mir ist nicht bekannt, dass unter den Türken ein unstillbares Bedürfnis nach Integration bestünde. Sie wollen einen Fuß an Elbe, Rhein, Neckar und Spree haben und einen anderen am Bosporus. Das unterscheidet sie wenig von jenen Deutschen, die sich deutsch aufführen, aber ziemlich russisch fühlen. Was soll man sich über etwas aufregen, was nicht zu ändern ist? Vielleicht ist das ganze „Nationale“ längst überholt, nicht nur beim Fußball. Es gibt Bundesligamannschaften, in denen keiner mitspielt, der mit dem Ort, die dieser Klub im Namen trägt, auch nur das Geringste zu tun hat. Warum sollte man das Vereinsmodell nicht auf die „National“mannschaften übertragen? Der DFB könnte sich ein Team zusammenkaufen und damit gegen andere pseudonationale Teams Art antreten. Oder man überließe diese Aufgabe der Industrie. Dann würde (wie bei der Tour de France) das Team „Mercedes“ gegen das Team „Google“ antreten. Und wir könnten auch im Sommer über wichtigere Themen diskutieren.

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Zunehmender Leistungsrückgang

Eine eher absurde Statistik legen uns die Zeitungen heute vor. Die Abiturnoten in Brandenburg und Bayern seien in den letzten Jahren immer besser geworden, die Zahl der Abiturienten mit 1,0 unaufhörlich gestiegen, nur nicht in Baden-Württemberg. Das deuten sie als weiteres Indiz für die Schwäche des hiesigen Schulsystems. Zu Unrecht, wie Häckerling findet. Wenn die Noten besser werden, heißt das in der Regel nur, dass die Anforderungen gesunken oder die Bewertungen milder geworden sind. Aus besseren Noten eine Steigerung der Leistung abzuleiten wäre reichlich naiv. Man kann dem Land allenfalls vorwerfen, dass es im Absenken der Erwartungen an die Absolventen mit den anderen Ländern nicht Schritt gehalten hat. Ein solcher Wettbewerb ist gefährlich. Das Niveau des Abiturs ist – nach allem, was man hört und liest – beklagenswert gesunken. Die Noten stehen dazu offenbar im umgekehrten Verhältnis: Je schlechter die Leistung desto besser die Noten. Aber das kann das Ziel der Schulpolitik nicht sein. Kluge Mathematiker könnten durch Hochrechnung ermitteln, in welchem Jahr alle Abiturienten mit 1,0 abschließen werden. Hier ein paar Vorschläge zu Beschleunigung dieses Prozesses: Weitere Abstriche in den Anforderungen sind dabei immer hilfreich. Oder wie wäre es mit einem völligen Verzicht auf die Prüfung? Man könnte es auch so machen: Von jedem Schüler und auch jeder Schülerin kommen die 12 besten Leistungen seiner oder ihrer Schulzeit in die Abitur-Wertung. Das müsste uns dem großen Ziel, dass endlich alle „sehr gut“ sind, rasch näher bringen.