Um das Zwei-Grad-Ziel noch zu erreichen, bedarf es, ist zu hören, ab jetzt verdreifachter Anstrengungen. Ehe ich auf das Adjektiv eingehe, ein Blick auf das Substantiv: ein abstraktes Wort im Plural, eine Nominalisierung des Verbs „anstrengen“, mit dem wir als Pädagogen unsere unguten Erfahrungen haben. Der Appell an den Schüler, sich mehr anzustrengen, gehört zu den sinnlosen Silben im Lehreralltag. Vielleicht ist es der Bestandteil „streng“, der hier hinderlich ist. Einem Sportler kann man ansehen, ob er sich anstrengt, einem Lernenden nicht, einem Staatswesen erst recht nicht. Da bringt auch die Mehrzahl nichts. Wir haben uns bisher beim Klima kaum angestrengt, eine dreifache Anstrengung bringt da nur wenig Zuwachs. Es wird Auto gefahren und gereist, was das Zeug hält – nicht umsonst sind wir Reiseweltmeister. Den Ausbau des Nahverkehrs verstehen wir als dessen Verteuerung. Wir heizen (bald jedenfalls, wenn es kälter wird) und erzeugen Strom aus Braunkohle, und wir wollen davon auch nicht lassen. Man müsste ja Braunkohlearbeiter umschulen, wie furchtbar. Es gibt alternative Energie, aber sie vom Norden in den Süden zu transportieren, überfordert unsere Kräfte. Derzeit feiern wir Lichtorgien in den Städten – je heller, desto besser. Angeblich werde da kaum Strom verbraucht. Aber die Zeit der Märchen ist leider vorbei. Warum es in den Städten immer heller werden soll im Advent, das erschließt sich vielleicht den Verkäufern von Glühbirnen und dem Stadtmarketing. Mit dem Advent selbst hat das nichts zu tun. Verdreifachte Anstrengungen, ja, aber nur beim Energieverbrauch.
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