Misshandlung Schutzbefohlener, dieses Thema treibt unsere Gesellschaft seit Jahren um. Auch in den USA gibt es das, verstärkt durch Rassismus. Das zeigt ein neuer Roman des amerikanischen Erfolgsautors Golson Whitehead (Die Nickel Boys, Verlag Hanser). Er hat das Erziehungsinstitut Nickel zwar erfunden, es aber nach einer tatsächlichen Einrichtung gestaltet. Die Story: Der junge, mittellose Elwood ist per Anhalter unterwegs zu seiner Highschool. Unterwegs nimmt die Polizei den Fahrer fest und auch den jungen Mann, der einfach nur mitfährt. Das Auto war gestohlen. Elwood wird wie ein Mittäter behandelt. Das Gericht weist ihn ins Nickel ein; dort soll er zu einem guten Staatsbürger erzogen werden. Das Nickel ist ein staatliches Heim, in dem Hunderte weißer und vor allem schwarzer Kinder und Jugendlicher unter kläglichen, ja brutalen Bedingungen untergebracht sind. Wer nicht spurt, wird eingesperrt, geschlagen, gefoltert, manchmal auch getötet. Es gibt einen eigenen Friedhof für die toten Boys des Nickel. Die Heimleitung und das Personal sind korrupt, man spart an allem, auch bei der Ernährung. Lebensmittel werden verkauft. Der Erlös wandert in die Hände der Heimaufsicht. Die „Erzieher“ sind Sadisten ohne jedes Mitgefühl. Die Zustände in diesen Heimen wurden bekannt, als vor ein paar Jahren Archäologiestudenten die Leichen gefolterter Insassen ausgruben. Erst dann hat man sich die Heime genauer angesehen. Viel zu spät, um den für ihr ganzes Leben traumatisierten und deformierten Heimbewohnern noch Genugtuung zu verschaffen. Heime wie das Nickel sind ein weiteres dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte.
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