Wenige Tage nach dem einheitsseligen 3. Oktober werden wir wieder mit der deutschen Wirklichkeit konfrontiert. Schon drohte der Lübcke-Mord im Medienloch zu versinken, schlägt ein Nationalist in Sachsen-Anhalt zu. Die offenbar gut gesicherte Türe der Synagoge bekommt er zum Glück für die darin Betenden nicht auf, dafür erschießt er zwei Personen, die zufällig des Weges kommen. Sie sind die Stellvertreter der Juden, auf die er es abgesehen hatte. Aber warum steht vor dem Haus an diesem hohen Festtag keine Polizei? Ein Verantwortlicher der Gewerkschaft sagt es uns: Es sei unmöglich, alle jüdischen Einrichtungen zu schützen. Auch dieser Funktionär ist offenbar vom rechten Virus angesteckt oder einfach mit Dummheit geschlagen. Es gibt in Sachsen-Anhalt ganze zwei Synagogen. Die zu schützen müsste selbst einem armen Oststaat gelingen. Der Fußballklub von Halle spielt zwar nur in Liga 3, aber es darf vermutet werden, dass die dortige Polizei in der Lage ist, in entsprechender Anzahl Personal abzustellen, um Fanausschreitungen zu verhindern. Aber offenbar sieht man die dortigen Juden für weniger schützenswert an. Nun hat unser Innenminister ein fahrlässiges Versprechen abgegeben: Er wolle die Juden in Deutschland schützen. Wie denn? Mit einer Polizei, die jedes Wochenende Fußballstadien und Volksfeste bewachen soll? Mit sächsisch-anhaltinischen Polizisten, die es laut Gewerkschaftsvertreter in der erforderlichen Anzahl gar nicht gibt? Mit Personal, das – leider – zu einem gewissen Teil anfällig ist für rechte, also auch judenfeindliche Parolen?
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