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Bürokratischer Alltag

Der Landrat von der Ahr habe nicht rechtzeitig und eindrücklich vor den Wasserfluten gewarnt, heißt es. Dabei hat er normal gehandelt. Es kommen viele Warnungen über Apps und in den Medien. Selten wird es so schlimm wie angedroht. Warum also soll man die Leute in Panik versetzen? Der Landrat konnte sich nicht vorstellen, dass es diesmal so schlimm werden würde. Er ist in guter Gesellschaft. Auch in Bezug auf Kabul gab es Warnungen: Die Stadt könne rascher an die Taliban fallen als geplant. Aber Diplomaten müssen warnen und Geheimdienste müssen durch Aufgeregtheit ihre Bedeutung stärken. Die Dinge laufen aber erfahrungsgemäß stets weniger dramatisch ab, als die beruflichen Warner es ankündigen. Man kann sich also Zeit lassen. Dass es diesmal anders kommen würde, wer hätte das gedacht? Das konnte man nicht ahnen. Unsere Bürokratien arbeiten zuverlässig, aber langsam. Sie haben Angst, Fehler zu machen. Daher gehen sie bedächtig vor. Das ist nur dann lästig, wenn es tatsächlich schneller gehen müsste. Auch die Schulverwaltung müsste jetzt rascher vorankommen. Der Schutz der Kinder und ihr regelmäßiger Unterricht haben „höchste Priorität“. Im Herbst werden wir sehen, wie flott die Administration gewesen sein wird. War sie nicht flott genug, bekommt sie Hiebe. Aber eigentlich müssten jene ihr Fett wegbekommen, die über die Bürokratie gebieten. Aber die werden sich – wie immer – herausreden. Wie der Landrat von der Ahr oder der Außenminister in Berlin.

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