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Über den Schneefall

Und wieder einmal gibt es einen Grund, über das Wetter zu reden: Es schneit und sogar nicht nur da, wo man es gerne hätte, in den Wintersportgebieten. Nein, es schneit im Flachland. Es schneit auf Straßen und Schienen und der Schnee bleibt einfach liegen. Er hat den ihm zugewiesenen Bereich verlassen und macht sich allenthalben störend breit. Er führt zu Behinderungen.

Diese Erkenntnis ist ein wenig verwirrend; denn Schnee und Kälte sind in Mitteleuropa durchaus üblich. Sie gehören zum Klima. Seit sich der Blogschreiber erinnern kann, hat es immer mal wieder geschneit; und kalt war es auch. Sogar an beides zusammen kann sich Häckerling erinnern. Wenn früher ein paar Flocken mehr vom Himmel kamen als üblich, blieben die Autos am Straßenrand stehen und man fuhr mit der Straßenbahn oder dem Bus. Und wenn die nicht konnten, ging man zu Fuß oder blieb zu Hause. Das geschah zwar selten, aber es war irgendwie normal, denn es gehörte zu den voraussehbaren Ereignissen eines Winters.

Seit wir über den Klimawandel und seine Folgen reden, wird jedes Wetter zum großen Thema, auch der winterliche Schneefall. Rundfunk und Fernsehen stilisieren ihn zum Medienereignis hoch. Reporter werden in eine beschneite Landschaft gestellt, an eine weiß gewordene Straße oder an einen Platz mit einer Landebahn im Hintergrund. Sie teilen uns mit, dass sich zwar die Kinder freuten, aber die Erwachsenen nicht zur Arbeit kämen, die Bahn Verspätung habe und Flüge ausfielen. Fünf bis zehn Zentimeter bringen die Zivilisation zum Erlahmen und mehr als zehn Zentimeter zum Erliegen. Es fällt das Wort „Katastrophe“; weil das Streugut ausgeht und Schienen (oder sind es die Weichen?) einfrieren. Eine Gesellschaft am Rande ihrer technischen Möglichkeiten. Dabei ist diese Art von Wetter vor allem für die eine Katastrophe, die ganz real am Rande leben, am Rande der Gesellschaft: für die Obdachlosen.

(Blog-Eintrag Nr. 133)

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Über die Medienkompetenz

Schon wieder dieses Thema! Am 4.1.10 fordert die Stuttgarter Zeitung einmal mehr die Schule auf, endlich etwas zur Verbesserung der Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler beizutragen. Schon vor einem Monat (am 9.12.09) sah sich Häckerling veranlasst, zu diesem Ansinnen Stellung zu nehmen. Was erfahren wir diesmal? Zwei Überschriften auf Seite 2 bilden den Blickfang: „Der digitale Graben“ und „Eltern müssen sich interessieren“. Wofür?

Der Medienpädagoge Aufenanger fordert, dass Elternhaus und Schule „deutlicher wahrnehmen“, dass bei der Mediennutzung soziale und ethische und nicht nur technische Kompetenzen „sehr wichtig“ seien. Daher müsse sich die Schule diesen „gesellschaftlichen Entwicklungen öffnen“. Als ob sie das nicht schon längst täte.

Allerdings vergreift man sich in der Zeitung etwas, wenn man die Medienkompetenz (ohne den Begriff „Kompetenz“ geht heute offenbar nichts mehr) zur vierten Schlüsselqualifikation neben dem Lesen, Schreiben und Rechnen hochstilisiert. Schließlich wird auf dem Bildschirm auch nur gelesen und geschrieben. Belassen wir es also lieber dabei, diese Fertigkeiten zu schulen.

Zustimmen möchte man der Forderung, die „ethische Kompetenz“ zu fördern. Das kann in allen Fächern geschehen, besonders aber im Deutschunterricht und in den sprachlichen Fächern, in der Bildenden Kunst (der vielen Bilder wegen, die das Netz liefert), im Religionsunterricht und im Fach Ethik. Und da geschieht es auch schon, aber möglicherweise noch zu wenig.

Ob es sinnvoll ist, für 600.000 Euro Anzeigen zu schalten, als „Sensibilisierungskampagne“, wagt Häckerling zu bezweifeln. Das Sensibilisieren geschieht schon durch Spots im Fernsehen, aber mit welchem Erfolg? Sinnvoller wäre es, dieses Geld in eine verbindliche (!) Fortbildung der Lehrkräfte zu stecken. Den in Bayern ausgedachten „Medienführerschein“ sollten alle Lehrer erwerben. Einen „Erste-Hilfe-Kurs verlangt man schließlich auch von ihnen.

(Blog-Eintrag Nr. 132)

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Über Integrationsversuche

Die Integration der „Bürger mit Migrationshintergrund“ muss dringend verbessert werden. Dass sie bei den Bildungsabschlüssen statistisch negativ auffallen, kann man nicht bestreiten. Auch nicht, dass dies ein Problem ist, das die ganze Gesellschaft angeht, weil sie auch als Ganzes zunehmend darunter leidet. Daher sind alle Bemühungen, an diesem Zustand etwas zu ändern, sehr lobenswert.

In Baden-Württemberg ist der Justizminister, Goll FDP, mit dem Amt eines „Integrationsbeauftragten“ betraut. Er tut auch was. Schon am 8. September 2008 hat der Ministerrat seinen „Integrationsplan“ verabschiedet. Der trägt die Überschrift „Integration gemeinsam schaffen“ und hat einen Umfang von 185 Seiten. Im November 2009 wurde eine Konzeption für die Umsetzung des Plans vorgestellt. Die Stuttgarter Zeitung berichtet darüber sieben Wochen später, an Silvester 2009. Arg schlau wird man aus dem Bericht nicht.

Die Mitteilung, dass die Minister Goll und Rau (KM) das Bildungsniveau der Einwandererkinder heben und hierzu bei den Eltern ansetzen wollen, ist nicht überraschend. Die Mütter und vor allem auch die Väter sollen „über Mitwirkungsmöglichkeiten in Schule und Kindertagesstätte informiert“ und „in ihrer Rolle als Erzieher gestärkt werden.“ Das leuchtet ein. Aber wie? Durch „neue Strukturen“ erfahren wir. Es sollen in jedem Regierungsbezirk mehrere Berater „angesiedelt“ werden, die den Kommunen „helfen, die neuen Angebote einzurichten“. Das heißt doch, dass alle Städte und Gemeinden eine (neue?) Stelle für Integrationsangebote einzurichten haben, die dafür sorgt, dass die „neuen Angebote“ dort ankommen, wo sie wirken sollen – an den Schulen und Kindertagesstätten (siehe oben).

Unter den „neuen Angeboten“, für die man die neuen Strukturen braucht, hat man sich zum Beispiel „Bildungslotsen“ vorzustellen, die den Eltern über die „Hemmschwellen“ der genannten Einrichtungen hinweghelfen sollen. Gedacht ist (wieder einmal) an Ehrenamtliche, zum Beispiel an pensionierte Lehrerinnen und Lehrer.

So sehr neu klingt das nicht und auch nicht neuer Strukturen bedürftig. Dieses neue Angebot müsste sich auch mit den schon bestehenden umsetzen lassen.

(Blog-Eintrag Nr. 131)