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Journalismus oder Agitation

Sie hat eine neue Qualität bekommen, die politische Auseinandersetzung. Auch wenn niemand Schwarz-Gelb lieben oder die christlich-frei-demokratische Politik gut finden muss, so ist es doch allerhand, was sich vor der Agentur für Arbeit in Stuttgart abgespielt hat. Einige junge Leute, dem Vernehmen nach „Jungliberale“ (auch Julis genannt), haben die Kunden des „Arbeitsamtes“ mit zynischen Sprüchen attackiert. So jedenfalls hat es uns die Stuttgarter Zeitung am 11.6.10 erzählt. Und wir haben ihr natürlich geglaubt, denn inzwischen trauen wir der „gelben Gefahr“ so gut wie alles zu.

Am Tag darauf teilt uns besagte Zeitung mit, dass es sich offenbar nur um vermeintliche Jungliberale gehandelt habe. Irgendwelche Typen hätten sich wohl als solche ausgegeben. Man müsse annehmen, dass sie damit die Freidemokraten ins Zwielicht bringen wollten. Jedenfalls hätten die „echten“ Julis Anzeige erstattet. Die Polizei ermittle. Die Sache sei für sie allerdings „Neuland“. Ob es sich überhaupt um eine strafbare Handlung handle, werde noch zu prüfen sein, heißt es.

Der nächste Akt wird wohl der sein, dass jemand mutmaßt, die Anzeige der Julis sei nur ein schwacher Versuch, davon abzulenken, dass „ihre“ Aktion schlecht angekommen ist. Und so weiter.

Nun wissen wir alle: etwas bleibt immer hängen. Das ist auch den meisten Journalisten nicht unbekannt. Trotzdem schreiben sie flugs einen Bericht über ein Ereignis, das sie selbst nicht geprüft haben, und machen damit – nicht Meinung, sondern Stimmung. Unter seriösem Journalismus hat man früher etwas anderes verstanden.

(Blog-Eintrag Nr. 187)

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Flüchten oder standhalten

Da ist man für ein paar Tage weg und muss nach der Rückkehr sehen, wie schnell sich die Welt in so kurzer Zeit verändert hat. Banales ist geschehen – eine (deutsche) Mannschaft mit netten jungen Menschen bereitet sich in Südafrika aufs Kicken vor und eine junge Frau, eine Abiturientin, aus Hannover hat sich Europa ins Herz gesungen. Auf den Weg gebracht wurde schon lange Anstehendes – das Sparen der öffentlichen Hand, genauer muss man wohl sagen: das Einsparen. Nachdem unsere Politiker, getrieben von Krisenangst, diverse Schirme aufgespannt und jede Menge Pakete geschnürt haben, um unsere Finanz- und Wirtschaftswelt und damit auch uns Bürger vor dem Untergang zu retten, geht es jetzt darum, die Rechnungen zu schreiben. Das war zu erwarten.

Nicht zu erwarten war der Verlust des Bundespräsidenten. Als Horst Köhler kam, kannten wir ihn nicht (Bild titelte: „Horst wer?“), nur ein Gymnasium in Ludwigsburg und die Gemeinde Mönchberg bei Herrenberg im Kreis Böblingen hatten Erinnerungen an ihn, als Schüler oder Flüchtling. Nun hat er, wie man gerne sagt, „hingeschmissen“ und Bild konnte titeln: „Horst weg!“

Natürlich darf das ein politischer Profi nicht; der muss alles aushalten, muss lächeln, wenn man ihn durch den Kakao zieht (Richling konnte das bei Köhler besonders gut), muss reden, auch wenn es nichts nützt, muss präsent sein, auch wenn er sich gerne verkriechen möchte. Mit Rücktritt droht man allenfalls, um etwas durchzusetzen, oder man vollzieht ihn, weil man „Dreck am Stecken“ hat. Aber einfach so zu gehen, weil man keinen Sinn mehr in der Arbeit sieht?

Das war nicht professionell, aber menschlich. Offenbar wollte Köhler Mensch bleiben. Häckerling kann das respektieren.

(Blog-Eintrag Nr. 186)

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Wien oder Stuttgart

Nun wissen wir endlich, wo wir am liebsten wohnen würden – in Wien. Es ist ganz vorne gelandet bei der Hitparade oder dem Ranking oder in der Tabelle der „besten“ Städte. Also, auf nach Wien. Lasst uns Österreicher werden!

Wem das als Stuttgarter, der seine Stadt erst auf Platz 30 findet, zu mühsam oder zu weit ist, der kann auch nach Berlin oder Hamburg oder Berlin ziehen; er würde sich auf jeden Fall verbessern. Denn diese deutschen Großstädte liegen noch vor Stuttgart. Das ärgert den Stuttgarter natürlich. Er wäre gerne besser oder gar am besten. Aber es hat nicht sollen sein.

Nun ist Häckerling zwar ein in Stuttgart geborener, aber kein dort wohnhafter Mensch. Als er auf die Welt kam, da war diese Stadt, Stuttgart, ein einziges Trümmerfeld. Wo wäre sie damals beim Ranking gelandet? Weit hinten wahrscheinlich. Aber damals gab es solche modernen Errungenschaften noch nicht.

Daher und nicht nur daher findet der Schreiber dieser Zeilen solche Bestenlisten nicht nur albern, sondern dumm. Was soll er als Sindelfinger machen, dessen Stadt überhaupt nicht auftaucht in der Parade der Städte? Dazu ist sie einfach zu klein und zu verschuldet. Es gäbe eigentlich nur eine Lösung: nach Stuttgart ziehen, um wenigstens des Platzes Nummer 30 teilhaftig werden. Das wäre immerhin besser als nichts. Und was würde ein Umzug noch einbringen? Stuttgart 21 – als Zielmarke für ein neues Ranking.

(Blog-Eintrag Nr. 185)