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Unangemessenes Eigenlob

Sonntag aktuell ist dreißig. Das hat Susanne Offenbach (am 17.05.2009) zu einer mit viel Eigenlob angereicherten Kolumne verführt. Natürlich findet sie gut, was sie in den letzten dreißig Jahren geschrieben hat. Ich würde ihr allerdings nur „befriedigend bis ausreichend“ geben.

Am letzten Satz können die Leser erkennen, dass ich ein Lehrer (gewesen) bin und somit einer der natürlichen Feinde der Kolumnistin. Sie spricht allerdings von „Kritikfavoriten“ und nennt „die Kirchen und ihre Finanzen“ (wieso gerade die?) sowie „die Lehrer, ihre Macken und Methoden“.  Auch wenn man nicht versteht, was sie damit meint, klar ist: Die Offenbach hat was gegen Lehrer.

Weil sie mit einem ihrer Texte unvermutet ins Abitur kam, redet Frau Offenbach vom „Gedankenklau“ der Lehrer, ja der ganzen „Kultusbürokratie“. Dabei müsste sie wissen, dass unser Urheberrecht die freie Verwendung von Artikeln aus Zeitungen erlaubt. Und überhaupt: Was heißt hier „klauen“? Es wurde ein unter ihrem Namen in der Zeitung erschienener Artikel veröffentlicht. Soll sie sich doch freuen, die auf diese Weise geehrte Dame! Stattdessen grummelt sie in beleidigtem Ton etwas von „in der Komplimentenmappe ablegen“.

Noch heute ist Frau Offenbach stolz auf ihre Kolumne zur Elternlosigkeit, in der sie ein „verantwortliches Nein“ zu eigenen Kindern gesprochen habe. Aus einer Privatsache in dieser Weise Eigenlob zu ziehen, das zeugt von wenig Geschmack. Und was soll das Bild vom „Blindgänger“ hier? Ist Frau Offenbach etwa eine noch nicht entschärfte Bombe oder eine Tretmine? Auch frage ich mich, wie sie als Kinderlose Erfahrungen mit den „Macken und Methoden“ der Lehrer gemacht haben will.

Doch bleiben wir fair; es gibt auch selbstkritische Töne. „Auf Wirkung (einer Kolumne) zu schielen wäre allenfalls (wieso „allenfalls?) unbescheiden.“ Und die Kolumnistin hat sich auch mal geirrt, gibt sie zu. Aber irrt sie nicht auch mit den Metaphern im letzten Absatz ihres Textes? Diese Bilderkette muss man (als Lehrer mit „Macke“) anstreichen: krummes Datum – runde Sache – Nullen, „die keinen kalt lassen“. Bildliche Wärme aus bildlichen (?) Nullen? Was für ein Metaphernsalat!

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Unglaubliche Bankprognosen 1: Perspektiven ins Minus

Wer ein Depot bei der Baden-Württembergischen Bank hat, erhält zum Jahresbeginn (kostenlos!) eine Hochglanzbroschüre, in der den Kunden „Perspektiven“ fürs kommende Jahr aufgezeigt werden.

Dort findet man kluge Ratschläge, zum Beispiel (im Heft 2007) die Empfehlung, zur Alterssicherung am besten in Aktien zu investieren. Das sei gut, „weil Aktien langfristig die höchsten Erträge bringen.“ Aha. Wer diesen Rat 2007 und 2008 befolgt hat, musste allerdings teuer dafür bezahlen. Denn die Aktien brachten bekanntlich keine Erträge, sondern Verluste.

Auch im Heft „Perspektiven 2008“ haben die Berater der BW-Bank Erfreuliches in Aussicht gestellt. Zwar sei die Subprimekrise „noch längst nicht beigelegt“, dennoch sollte im Aktiendepot am Jahresende 2008 „zumindest ein kleines Plus zu Buche stehen“. Die armen Irrenden. Und die armen Bankkunden, die auf diesen Tipp gesetzt haben. Denn statt eines kleinen Plus gab es bekanntlich ein sehr großes Minus.

In der Broschüre für 2009 werden die Aussagen vorsichtiger. Man gibt kleinlaut zu, dass „sich viele Anlageregeln im letzten Jahr (2008) nicht bewahrheitet haben“. Das habe zu bedauerlichen Verlusten geführt. Der Rat der BW-Bank: Wenden Sie sich an unsere Berater! Sind die nun aus Schaden klug geworden?

Und noch eine Prophezeiung findet sich für 2009 (auf Seite 4): Das Bruttoinlandsprodukt werde, so prognostizieren die BW-Bänker, in Deutschland um 1,2% sinken. Schon wieder so ein unglaublicher Irrtum. Die Frühjahrsdiagnose der Bundesregierung rechnet bekanntlich mit minus sechs Prozent.

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Unvergleichliche Kunstwerke

Sindelfingen ist nicht nur die Stadt mit den rekordverdächtigen Finanzproblemen, sie beherbergt auch wunderbare Kunstwerke. Dazu gehört vor allem die Sammlung Lütze mit ihren weit über 1000 Bildwerken. Aber auch die private Sammlung Reinheimer ist bemerkenswert. Was haben die Finanzmisere und die Sammlungen miteinander zu tun? Leider viel. Die eine könnte die anderen aus der Stadt vertreiben. Denn immer dann, wenn das Geld in der Stadtkasse knapp wird, denkt man an die Abschaffung der städtischen Galerie.

Das fände ich fatal. Was soll aus dem Alten Rathaus, was aus dem Kleihues-Turm werden? Gemeinsame Ausstellungen mit „Kunst + Projekte“ gäbe es nicht mehr. Und was würde aus den Sammlungen? Soll man alles verscherbeln, um die Löcher in der Kasse zu stopfen? Das wäre nicht nur ein Schwabenstreich, sondern auch ein Zeichen von Kulturarmut.

In der Krise soll man sich bekanntlich auf seine Stärken besinnen; und dazu gehören in Sindelfingen nun einmal die Sammlungen. Mit „weg damit“ wäre mehr weg als eine Reihe von Kunstwerken. Was in Jahrzehnten aufgebaut worden ist, verschwände spurlos und für immer.

Würde Sindelfingen damit reicher oder gar lebenswerter? Ganz und gar nicht, meine ich.
Die Alternative? Nachdenken über ein finanzierbares Modell zur Erhaltung der Galerie und ihres Bestandes.