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Das Pferd und der Mensch

Da hat es die Lebensmittelindustrie ausnahmsweise mal gut gemeint und ihren Kunden einen Leckerbissen kredenzen wollen, Fertiggerichte mit Pferdefleisch-Beigabe, aber nun fällt man über sie her. Nur weil sie die Beilage nicht auf die Verpackung geschrieben hat. Das konnte sie ja nicht, weil sie es nicht durfte. Denn wir dürfen keine Pferde essen.

Bei uns macht man einen Kult ums Pferd und will es nicht einmal in der Nahrung haben. Dabei gibt es Menschen in aller Welt, die das mögen. Bei uns ist es verboten. Und warum? Halten wir diese Form der Nahrungsaufnahme für Kannibalismus? Offenbar ist bei uns ein Pferd fast wie ein Mensch. Man reitet auf ihm, flüstert ihm Liebes zu und lobt seine Intelligenz. Als ob Schweine nicht auch klug wären oder Kühe oder Rinder. Aber die essen wir  ohne Bedenken. Was für ein Widerspruch!

Geradezu prickelnd wird es, wenn wir die Grünen bei diesem Thema betrachten. Die spielen wieder das Erregungstheater. Alle außer ihnen haben alle versagt und versagen immer noch. In die Luft gegangen ist das grüne Führungspersonal bei der Idee, den Armen das „verseuchte“ Essen zu schenken. Die Hartz-IV-Menschen seien doch keine Mülleimer, heißt es. Doch ist dieses Essen Müll? Es sei gesundheitlich unbedenklich, wird beteuert, nur falsch ausgezeichnet. Was ist bloß mit den Grünen los? Sind sie neidisch, weil hier welche etwas essen dürfen, was sonst verboten ist?

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Die Linken und das Geld der Reichen

Endlich zeichnet sich ein interessantes Wahlkampfthema ab: Sollen die Reichen ärmer werden? Sollen sie von ihrem vielen Geld etwas abgeben und damit die Staatskasse füllen? Eine bestechende Idee. Es gibt viele äußerst Wohlhabende, bonusgeschwängerte Banker zum Beispiel oder erfolgshonorierte Manager; es gibt die Besitzer von Fabriken, Warenhäusern oder Lebensmittelketten, die Aktionäre und Anteilseigner, die reichen Erben und superreichen Spekulanten. Die haben doch so viel Geld; die sollen davon abgeben, 10 Prozent etwa. Das würde die Schulden unseres Staates deutlich mindern. Wirklich?

Nun gibt es in der Tat Superreiche, die im Luxus ertrinken – vgl. den Artikel im letzten Heft von Trott-war. Diese unanständig Wohlhabenden würden kaum leiden, wenn man sie finanziell etwas erleichterte. Es wäre auch gut für den sozialen Frieden, wenn sich die Schere zwischen Reich und Arm etwas schlösse. Man könnte dann denken: Seht, auch denen wachsen die Bäume nicht in den Himmel, auch die müssen verzichten! Solche politischen Symbolhandlungen würden uns anderen gefallen. Uns anderen? Aber leider, so sagen uns die Kundigen, viel Geld brächte das nicht. Die Staatskasse ließe sich damit nicht sanieren

Dazu müsste man, ist zu hören, schon bei den etwas niedrigeren Vermögen ansetzen. Vermögen ab 250.000 Euro sind im Gespräch. Wer so viel hat, dem könnte man locker 25.000 Euro nehmen, ist die Meinung zum Beispiel von Ver.di oder den Grünen. Doch was gehört zum Vermögen? Wie berechnet man es? Gehört das Eigenheim dazu? Die Altersvorsorge? Die Rücklage für Notlagen? Gehören die Sparbücher dazu oder die Anteile an Aktienfonds? Klar doch, wie soll man Vermögen sonst berechnen? Dann greift mal schön zu, ihr linken Brüder und Schwestern! Falls jemand auf die Idee kommen sollte, sein Geld in die Schweiz zu tragen, wird er per Spionage-CD entlarvt. Es gibt kein Entrinnen.

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Bahnhof und Stress

Wir kennen sie aus Kindertagen: Sie spielen nicht mehr mit, wenn sie verloren haben. Um überhaupt noch spielen zu können, musste man sie ab und zu gewinnen lassen. Aber wenn man dann mal erwachsen ist, geht das nicht mehr so einfach. Andererseits ist zu bedenken: Vielleicht muss man unseren Grünen immer mal wieder ein Erfolgserlebnis gönnen. Es besteht sonst die Gefahr, dass sie die Lust am Regieren verlieren.

Dabei nehme ich den Chef des Ganzen aus. Kretsche (so darf man ihn jetzt wohl nennen) zeigt Größe; er akzeptiert, zähneknirschend zwar, aber immerhin, das Ergebnis des Stresstests, der dem geplanten unterirdischen Bahnhof morgens um halb acht eine gute (oder sogar „optimale“) Funktionsfähigkeit attestiert. Trotzdem solle er natürlich nicht gebaut werden, denn er sei zu teuer und unnötig, heißt es frohgemut.

Der Tübinger Oberbürgermeister hingegen sieht das „naturgemäß“ (ein Lieblingswort von Thomas Bernhard, dem galligen Österreicher, der heuer 80 geworden wäre) ganz anders als sein Minsterpräsident. Er, Palmer, behauptet, die Bahn habe den Stresstest nicht bestanden. Mit dieser Haltung ist er nicht allein, wie man sich denken kann. Den Stuttgartern bleibt also das montägliche Demonstrieren und der deutschen Demokratie das Modell „gute Bürger gegen böse Etablierte“ erhalten. Was dabei auf der Strecke bleibt, werden wir sehen.