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Gesichtsverluste

Manchmal verliert auch ein Blog sein Gesicht. Da werden neue Versionen des Hintergrundprogramms plötzlich zum Problem, indem der alte Anblick nicht mehr toleriert wird und das Ganze – wie man so sagt – „abstürzt“. Bei diesem Sturz brechen keine Knochen, sondern es brechen die Strebepfeiler zusammen, die das Blog-Gebilde zusammengehalten haben. Das führt zum Gesichtsverlust“ und zur Notwendigkeit eines Face-Liftings.

Kurzum: Nachdem „Häckerling“ eine kleine Weile unsichtbar geworden, also in einer Art schwarzem Loch verschwunden war, ist er nun mit neuem Gesicht „(face“) wieder aufgetaucht, wobei das Gesicht des Schreibers das bekannte alte ist, wenn auch von einem dienstbaren Geist etwas geliftet. Dieses Gesicht bekam mit freundlicher Hilfe einen neuen Rahmen, einen helleren, hoffentlich noch übersichtlicheren.

Was bleibt: Der oder das Blog ist weiterhin bei den Liberalen beheimatet. Zu denen gehört der Schreiber, obwohl das derzeit wieder einmal ein Minderheitenclub ist. Denn auch die FDP hat einiges verloren, ein bisschen am Gesicht, zugegeben, vor allem aber an demoskopisch gemessener Zustimmung. Das hat Gründe, die auch mit dem grünen Höhenflug zu tun haben, der Stuttgarter „Oben-bleiben“-Erfolgsgeschichte und der neuen Freude am Protest über alles und jenes: über länger laufende Atommeiler und kurzlebige Gesundheitsreformen, zu wenig angehobene Hartz-IV-Zahlungen und zu viele misslungene Integrationsversuche, abgeschaffte Wehrpflichten und noch nicht geschaffte Steuerermäßigungen, über zu viel und zu wenig Sparen usw.

Das Wort „Gesichtsverlust“ ist eigentlich falsch. Es geht nur darum, dass Gesichter sich verändern oder auch nur anders gesehen werden. Mit eine bisschen Lifting ist es da allerdings nicht getan. Es kommt auf den Blick an.

(Blog-Eintrag Nr. 221)

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Schreiben oder schweigen

Nach nunmehr 200 Blog-Einträgen stellt sich Häckerling (wieder einmal) die Sinn-Frage. Geht die Blog-Zeit vorüber? Ist nur noch der en vogue, der twittert oder facebookt? Oder wäre einem alternden Lehrer sowieso der klassische Leserbrief in einem Print-Medium gemäßer? Und die Alternative, zu schweigen, den Mund zu halten, den PC zu schonen und die Datenmenge im Inter-Netz nicht weiter zu erhöhen, darf nicht verschwiegen werden?

Schweigen ist Gold – mit welchem Tempo diese Volksmeinung ad acta gelegt wurde, das ist schon erstaunlich. Dafür hat der erste Teil des Sprichworts („Reden ist Silber“) einen enormen Aufschwung genommen. Man zieht offenbar die Silberlinge des Redens den Goldstücken fürs Schweigen vor – verständlicherweise, denn die Demokratie lebt vom Reden und Schreiben, vom Austausch der Argumente, vom Versuch, die anderen mit Worten zu überzeugen. Auch gibt es kaum niemand mehr, der mit Schweigen Geld verdienen kann. Oder doch? Der Eindruck, dass vieles nicht gesagt wird, weil welche wollen, dass es verborgen bleibt, ist manchmal nicht von der Hand zu weisen. Doch in der Rangliste der korrupten Staaten liegt Deutschland auf keinem weltmeisterlichen Rang. Das beruhigt.

Also doch lieber schreibend reden, weil das Schweigen in den Verdacht der Heimlichtuerei bringt? So überhöht will Häckerling sein Geblogge nicht gedeutet wissen. Er schreibt fürs Erste weiter, freut sich über die zehn bis 20 Leser pro Tag und liest gerne die Kommentare lieber Menschen.

Verfasst wurde dieser Eintrag am Tag nach dem Hamburger Bürgerentscheid gegen die sechsjährige Grundschule. Darüber kann man sich freuen, mehr Freude wird bei mir aber dann aufkommen, wenn aus dem Dagegen ein Dafür wird, für eine Weiterentwicklung des Unterrichts. Das Ziel muss lauten: Kein Kind darf aus dem Blick geraten. Alle jungen Menschen sind in ihren Stärken zu fördern, allen Lernenden ist zu helfen, ihre Schwächen abzubauen. Auch die Gymnasien können sich bei der Lösung dieser Aufgabe noch steigern.

(Blog-Eintrag Nr. 200)

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Kurz oder lang

Ein Jahr ist lang. In den letzten zwölf Monaten hat Deutschland eine andere Regierung bekommen und eine weitere Finanzkrise, die des Euro. Wir erlebten einen langen, kalten Winter und eine gescheiterte Klimakonferenz. Ascheteilchen aus einem Vulkan legten den Flugverkehr lahm und Management-Fehler die Berliner S-Bahn. Wir diskutierten über einen Krieg, den in Afghanistan, und über Googles Straßenblick (street view). Es gab Literatur von einer ganz Jungen, Helene Hegemann, und einem Uralten, Martin Walser. Wir erlebten den Fehltritt von Frau Käßmann und den Niedergang der Popularität des „deutschen Papstes“. Wir erfuhren von dunklen Kapiteln der Pädagogik und sinnierten über das „Schweigen der Männer“ (von Hentigs zum Beispiel) nach.

Ein Jahr ist lang, wenn man es an den Ereignissen misst. Schon Hebel, der literarische Jubilar dieser Tage, hat in seiner Geschichte vom Bergwerk in Falun das Vergehen der Zeit auf diese Weise anschaulich gemacht.

Aber ein Jahr ist auch kurz. Es ist erst ein Jahr vergangen, dass im Blog Häckerling das erste leere Strohhälmchen aufgehoben und noch einmal gedroschen wurde. Am 11. Mai hat sich der nur notdürftig kaschierte Verfasser mit den fehlenden Protokollen des Landkreises Böblingen beschäftigt. Die gibt es inzwischen. Es gab sogar ein Telefongespräch zwischen dem Blog-Schreiber und einem Sachbearbeiter des Landratsamts.

Inzwischen hat sich der (oder auch das) Blog mit 180 Einträgen, etlichen Hunderten von Kommentaren und kaum weniger Spams gefüllt. Letztere wurden gelöscht, Erstere zu einer Freude für den Schreiber. Er denkt an seine treuen Leser in fern (Singapur, Berlin und anderwo) und nah (Sindelfingen, Magstadt, Ditzingen und anderswo), in Ministerien, Seminaren und Schulen, in Rathäusern und Altersheimen, und er dankt den Kommentatoren aus Stuttgart, Karlsruhe und Schwäbisch Gmünd und anderswo. Er wünscht allen, die gelegentlich einen Blick in den Blog werfen, ohne etwas einzuwerfen, alles Gute. Wie lange oder wie kurz es ihn, den Blog, noch geben wird, das wird sich ergeben.

(Blog-Eintrag Nr. 180)