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Be-Züge

Wer eine Zugreise macht, kann allerlei erzählen. Viele Gespräche auf Bahnfahrten kreisen ums Bahnfahren. So liefert das Ereignis der Bewegung auf den Schienen auch gleich den Stoff für Geschichten und es führt die Menschen im Gespräch über ihre Erlebnisse für die Zeit der Reise zusammen.

Häckerling will in diesem Jubiläumsblog Nummer 175 die sattsam bekannten Bahngeschichten nicht um eine weitere ergänzen. Dass es im ICE kaum Platz für Gepäck gibt, dass er fast immer verspätet ist, weil unaufhörlich am maroden Schienennetz laboriert werden muss, weil ein Triebkopf lahmt, „die Einfahrt noch nicht freigegeben ist“ oder ein Anschluss „leider“ nicht erreicht wird – geschenkt. Lassen Sie mich ein paar Zeilen über das „wirkliche“ Bahnfahren schreiben.

In einem Regionalexpress älterer Bauart sitzt man unbequem, es zieht, weil immer irgendwo ein Fenster offen steht, es ist laut, weil man über Schienen und Weichen hoppelt, es ruckelt und zuckelt, es wird warm und wieder kalt. Doch trotzdem: Man erlebt in einem solchen Zug das Fahren „mit der Eisenbahn“, man spürt die Fortbewegung, das schnelle und das langsame Fahren, und vor allem sieht man, wie Landschaften und Siedlungen vorbeiziehen, wie sich alles ständig verändert. Man nimmt die Schönheiten und Verschandelungen der Außenwelt wahr. Man kann trotz der Eile noch Ortsnamen entziffern – aha, da sind wir jetzt – kurzum: man fühlt sich als Reisender noch als Teil der Gegend, die man durchquert, und ist nicht, wie im ICE, akustisch und optisch von ihr isoliert.

Den Lesern und vor allem auch den Kommentatoren dieses Blog ein herzliches Dankeschön für ihre treue „Reisebegleitung“.

(Blog-Eintrag Nr. 175)

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Unliebsame Langsamkeit 2: ICE-Halt in Böblingen

Sowohl in der lokalen Zeitung als auch in der überregionalen findet man (am 18.07.09) eine kurze Notiz über die Planungen der Deutschen Bahn für einen von der örtlichen Industrie gewünschten Halt des ICE in Böblingen. In beiden Meldungen steht als wörtliches Zitat aus einem Brief des Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Grube, den er an den Böblinger Landrat geschrieben hat: „ Wir prüfen weiterhin die Möglichkeit, mittelfristig einen ICE-Halt in Böblingen einzurichten.“ Dies wird in einer Zeitung als „positives Signal“ interpretiert. Aber was sagt uns der Satz? Die Bahn prüft offenbar ständig die Möglichkeit eines Halts. Aber mehr tut sie nicht.

Und wenn der Halt nun möglich wäre, würde er dann, fragen wir uns, tatsächlich eingerichtet? Das wohl nicht. Denn vor Jahren war der Halt möglich und er fand sogar statt; der ICE von Stuttgart nach Zürich hielt in Böblingen. Aber dann wurde der Stopp gestoppt. Offenbar wollte man das bislang Mögliche nun nicht mehr.

Nun wird also „weiterhin geprüft“. Aber erst 2011 wird es, lesen wir, „belastbare Planungen“ geben können. Derzeit sind sie also noch unbelastbar, also wertlos. Es wird sie daher auch nicht geben, diese Planungen, nehme ich an.
Zusammen mit dem anderen Satz ergibt sich die folgende Aussage: Die Bahn prüft zwar ständig die Möglichkeit eines ICE-Halts in Böblingen, aber erst ab 2011 kann sie ihn wirklich prüfen, weil sie erst dann sichere Planungsgrundlagen zur Infrastruktur hat, also zum Beispiel über die Zahl der Gleise und die dann „möglichen“ Abfahrtszeiten.

Jetzt wartet der Zeitungleser auf diesen entscheidenden Satz: „Wenn 2011 die belastbaren Planungen ergeben, dass der Halt in Böblingen möglich ist, dann werden wir ihn 2012 oder 2013 einrichten.“ Aber ein solcher Satz steht nicht im Text.