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Russische Chance

Wir sind derzeit nicht gut zu sprechen auf alles Russische. Aber das pauschale Ablehnen ist natürlich falsch und unangemessen. Es gab sogar im Dritten Reich Menschen in aller Welt, die sich positiv über die deutsche Kultur, die Musiker, Denker, Schriftsteller, Wissenschaftler ausließen. Auch die deutsche Sprache konnte nichts dafür, wenn sie von ungebildeten Nazis missbraucht wurde. Puschkin, Dostojewski, Tolstoi sind nicht daran schuld, dass Männer wie Putin und Lawrow Lügen in russischer Sprache verbreiten. Zumal offenbar nicht alle Russen geschlossen hinter ihren Führern stehen. Dass eine junge Frau es wagte, in einem Staatssender ein Plakat gegen den Krieg in die Höhe zu halten, ist beeindruckend. Die Russen haben eine Chance. Wenn eine entschlossene Gruppe von schwer bewaffneten Militärs es schaffen würde, die Kriegsverbrecher im Kreml in ihre Macht zu bekommen, wäre das ein besonderes Zeichen. Wenn man sie dann an das Tribunal in Den Haag überstellen würde – noch besser. Vielleicht gibt es im Hintergrund einen Politiker, der pragmatisch denkt und das Selbstbestimmungsrecht der Völker respektiert. Auch Gorbatschow tauchte mal wie aus dem Nichts auf. Und wenn es zum Tyrannenmord käme? Es gibt Schlimmeres. Wir Deutschen haben es auch nur geschafft, Politiker aus der zweiten Reihe umzubringen (Erzberger zum Beispiel), sind aber bei AH gescheitert. Hätten die Attentäter Erfolg gehabt, wäre vielen Menschen bis Mai 1945 der Tod erspart geblieben. Und wo bleibt die Ethik? Auch wenn Jesus die Feindesliebe propagiert hat, man sollte nicht vergessen, dass er selbst das Opfer eines Justizmordes wurde.

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Rasputin

Der in der Überschrift Genannte spielte eine wichtige Rolle am russischen Hof zur Zarenzeit. Manche sahen in ihm einen Heiligen. Er war eine Art geheimdienstlich Tätiger, der dem Herrscherhaus mit guten und schlechten Ratschlägen half und schadete. Er kam aus dem bäuerlichen Milieu und fand ein schlimmes Ende – wie auch die Zarenfamilie. Dem Kommunismus galten Menschenleben bekanntlich wenig.

Inzwischen hat Russland sich dem Vernehmen nach vom Kommunismus befreit und wieder eine eher zaristische Herrschaftsform angenommen. Es hat sich einen Präsidenten gegeben, dem zum Rasputin nur drei Buchstaben fehlen, der aber viel mächtiger ist als der Geistheiler am Hof des Zaren. Auch er wird von manchen wie ein Heiliger verehrt, tut er doch alles, um Russland zur Weltmacht aufzuhübschen.

Opfer seiner herrschaftlichen Tätigkeit gibt es allenthalben, zum Beispiel in Russland, wo alle, die gegen ihn sind, in Lagerhaft kommen. Welcher Vorteil für ihn, dass bis jetzt noch keiner auf die Idee gekommen ist, diese Arbeitslager abzuschaffen! Sie gehören zu den Konstanten der russischen Geschichte.

Andere Opfer seiner Muskelspiele leben in der Ukraine. Weil die einen durch und durch korrupten Präsidenten abgesetzt haben, werden sie mit militärischen Schaugefechten und einer Verteuerung der Energiekosten bestraft. Wer sich mit dem neuen Zaren anlegt, hat nichts mehr zu lachen.

Lachhaft ist nur, wie sich das übrige Europa verhält. Es ist ratlos. Es hat bisher keinen Plan für den Umgang mit dem Spieler von Moskau. Es wollte ihm heimlich die Ukraine abluchsen und wundert sich nun, dass er seine gut trainierten Muskeln spielen lässt. Aber vielleicht hat unser vielgeliebter Steinmeier ja eine Idee. Angeblich ist er ja ein viel besserer Außenminister als sein Vorgänger.