Das Kultusministerium in Baden-Württemberg hat die frohe Botschaft von der guten Unterrichtsversorgung im neuen Schuljahr verkündet. Es fehlen diesmal weniger Lehrkräfte, weil man mehr Lehrpersonen einstellen konnte, auch etliche „Quereinsteiger“. Ganz nebenbei wird mitgeteilt, dass sich auch eine beachtliche Erhöhung der Lehrerstundenzahl durch eine weitere Stunde ergeben hat, die man künftig von den Referendarinnen und Referendaren verlangt. Der Umfang des Deputats in der zweiten Ausbildungsphase zum Lehramt an Gymnasien hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht. Einst waren es acht Stunden, nun ist es „ein halber Lehrauftrag“, will sagen: 12 bis 13 Stunden. Das ist eine Erhöhung um rund 50 %. Wie steht es mit den Bezügen dieser Lehrkräfte? Sie erhalten rund 1600 €. Geht man von einer Arbeitszeit von 40 Stunden aus (das ist niedrig gerechnet), sind das 10 € pro Stunde. Das liegt deutlich unter dem Mindestlohn (12,80 €). Man könnte von Ausbeutung reden. Natürlich wird eingewandt, die Damen und Herren seien noch in der Ausbildung. Das stimmt, aber ihre Stunden werden vom KM ganz ungeniert als normale Stunden in der Erfolgsbilanz eingerechnet. Wie jeder weiß, tendiert die Begleitung im selbstständigen Unterricht gegen null. Warum wehren sich die Lehramtsanwärter nicht? Weil sie in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen und daher tunlichst den Mund halten.
Kategorie: Schule
Alles rund um die Lehranstalten
Sprachliche Integration
Das große Versprechen lautete: „Wir schaffen das.“ Es wurde nicht eingehalten, denn wir haben es nicht geschafft. Deutschland schlägt sich seit Jahren mit den Problemen der Migration herum. Die rasche Eingliederung der vielen, die zu uns gekommen sind, ist nicht geglückt. Unsere ausufernde Bürokratie schafft es weder, Asylanträge rasch zu bearbeiten, noch die Qualifikationen der Neuen zu bewerten und anzuerkennen. Dabei brauchen wir sie dringend. Es fehlt an Ärzten, Pflegekräften, an Facharbeitern und Lehrkräften. Die Kitas brauchen dringend mehr Personal, es mangelt an Bauarbeitern und Busfahrern, an Polizisten und Handwerkern. Unter den Millionen zugewanderter Menschen müssten sich doch einige finden, die diese Aufgaben übernehmen könnten. Stattdessen sitzen sie monate-, ja jahrelang in Lagern. Sie verlieren ihre Motivation. Manche kommen auf dumme oder böse Gedanken. Denn die Propagandisten übler Ideologien sind aktiver als unsere Verwaltungen. Neben der bürokratischen „Bearbeitung“ liegt auch die sprachliche Eingliederung im Argen. Sie ist, wie jeder weiß, die Voraussetzung für die Teilhabe an der Gesellschaft. Aber sie misslingt oft schon im Kindesalter. Was schon lange bekannt ist, scheint nun auch in den Köpfen der baden-württembergischen Schulverwaltung angekommen zu sein. Offenbar weiß man sogar dort inzwischen, dass der Grundschulunterricht unter den sprachlichen Defiziten der Kleinen leidet. Dagegen will man nun etwas tun. Das ist lobenswert, aber ich kann mir einige Fragen nicht verkneifen: Warum geht ihr dieses Problem erst jetzt ernsthaft an? Warum habt ihr die Sprachförderung lange Zeit nur auf Sparflamme betrieben? Und warum habt ihr nicht schon längst den Eltern gegenüber Druck gemacht, wo doch seit Jahren bekannt ist, woran es hapert?
Unerforschter Unterricht
Alle bemühen sich, unsere Lehrkräfte gegenüber Tadel zu verteidigen. Pauschalvorwürfe seien falsch, heißt es, die meisten erteilten ein guten, modernen Unterricht und seien aufgeschlossen gegenüber Neuerungen in der Didaktik und auch im Digitalen. Das mag ja so sein, aber woher wissen das die vehementen Apologeten der Lehrerschaft? Macht man sich auf die Suche nach Studien über das Unterrichtsverhalten der Lehrenden, stößt man auf Vera, Pisa und Iglu und auf die Abitur-Ergebnisse. Nicht einmal fundierte Untersuchungen zur Lehrerarbeitszeit gibt es. Das Klassenzimmer ist eine schwarze Box. Wenn man von den Ergebnissen der Abschlussprüfungen auf den Unterricht schließt, muss der vortrefflich sein, denn deren Ergebnisse werden immer besser. Das Problem: Das kann auch daran liegen, dass immer milder bewertet wird. Die Pisa-Ergebnisse dagegen sind dürftig. Heißt das, dass es auch der Unterricht ist? Oder heißt es nur, es wird nicht so unterrichtet, dass die Schülerinnen und Schüler bei Pisa gut abschneiden? Aber wie unterrichten sie dann? Das weiß niemand. Die Schulleiter schauen sich den Unterricht ihrer Kolleginnen und Kollegen im Abstand mehrerer Jahre an und verfassen eine Beurteilung. Werden diese Beurteilungen systematisch ausgewertet? Nein. Sind die Beurteilungen so standardisiert, dass sich daraus fundierte Schüsse über den Unterricht ziehen lassen? Nein. Was wäre dann also zu tun? Es müsste ein Team von Wissenschaftlern beiderlei Geschlechts unangekündigt Unterrichtsbesuche bei einer repräsentativen Gruppe von Lehrenden vornehmen und deren Unterrichtsweise nach festen Kriterien auswerten. Das wird nie stattfinden, weil es die Betroffenen und ihre Verbände werden zu verhindern wissen. Also bleibt es weiter beim pauschalen Tadel oder Lob der Lehrenden.