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Unrühmliche Forderungen 2 oder Bildungspolitische Ziele der SPD

Alle wollen bei der Hintergrundmusik mit Motiven aus dem Bildungsnotenbüchlein mitspielen, auch die SPD. Sie möchte, wie die CDU, bis 2015 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Bildung und Forschung investieren. Das gegliederte Schulsystem ist ihr zuwider und soll daher „langfristig …überwunden“ werden. Was das wohl heißen mag? Besiegt, abgeschafft, ausgetrocknet, diffamiert? Gerne mag man der SPD zustimmen, wenn sie eine „gute Ausstattung der Schulen mit Lehrmitteln“ fordert und das Angebot an Ganztagesschulen „flächendeckend“ ausbauen will. Gemeint ist mit dem Wort „flächendeckend“ vermutlich, dass die Schulen in allen Städten und Gemeinden Mensen bekommen, damit die Schülerinnen und Schüler satt am Nachmittagsunterricht teilnehmen können.

Etwas gestutzt habe ich bei der Formulierung (siehe im September-Heft von „Profil“, dem Mitteilungsblatt des Philologenverbands), dass die Sozialdemokraten für „ausreichend qualifizierte und motivierte Lehrkräfte sorgen“ wollen. Ich dachte immer, die Lehrer sollen gut bis sehr gut qualifiziert sein und nicht nur „ausreichend“ (Note 4). Vielleicht bezieht sich das Wort aber auch auf die Anzahl: Man will Lehrkräfte in ausreichender Menge.

Mit dem Motiviertsein der Lehrerinnen und Lehrern ist das so eine Sache. Die Meisten sind es anfangs, doch nimmt die Begeisterung bei gar nicht so wenigen im Laufe der Berufszeit deutlich ab. Man müsste also intensiv darüber nachdenken, was die Motivation der Lehrerinnen und Lehrer in den langen Jahrzehnten der Berufstätigkeit zu stabilisieren geeignet wäre. Ich schlage vor: gute Arbeitsbedingungen.

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Ungebildete Wahlkämpfer 2 oder Ein Plakat bekommt Sinn

Im letzten Eintrag mit dieser Überschrift habe ich über den Sinn des Bildungsplakats der SPD, das mit der ansehnlichen jungen Frau, die nach Bildung verlangt, nachgedacht oder besser gerätselt. Nun weiß ich, meiner (Stuttgarter) Zeitung (vom 29.8.09) sei Dank, mehr über die Lächelnde: Sie heißt Jennifer Metzlaff und ist Elitestudentin.

Was studiert sie? Internationales Management. Und wo? An einem privaten Düsseldorfer Euro-Business-College. Was kostet das? 590 Euro im Monat. Und wer zahlt? Ich nehme an, es ist der Vater. Dem wird es aber vermutlich allmählich zu viel und daher liegt der Gedanke nahe, dass der Steuerzahler, also die Allgemeinheit, die Kosten für dieses wunderbare Studium übernimmt. Denn das kann ja nicht sein, dass man Tourismus und Eventmanagement nur studieren kann, wenn die Eltern es bezahlen können. Schließlich braucht unser Staat Fachleute für Events, sonst ist das Leben gar so eintönig.

Eine Idee hätte ich noch, wie Frau Metzlaff ihre Studienkosten zusammenbringen könnte: Da sie mit ihrem Konterfei der SPD viele Stimmen bringen wird, wäre es doch recht und billig, wenn die Partei, in der sie sogar ein Vorstandsamt wahrnimmt, die Kosten übernähme. Vielleicht gelingt es ja Frau Metzlaff demnächst, aus der SPD wieder ein politisches Event zu machen.

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Ungebildete Wahlkämpfer 1 oder Ein Plakat ohne Sinn

Noch ein paar Wochen verbleiben den Wahlkämpfern, uns für die Stimmabgabe bei der Bundestagswahl zu motivieren. Das tun sie derzeit gerne mit großen Plakaten an Straßenkreuzungen. Die Christdemokraten erheben Anspruch darauf, viel Kraft zu haben; die Sozialdemokraten attackieren die Leute mit viel Geld.

Ein Plakat der SPD regt mich zum Nachdenken an. Darauf sehe ich eine ansehnliche junge Frau. Sie lächelt. Aber was ist ihre Botschaft? Es dürfe, will sie mir sagen, die Bildung nicht vom Konto der Eltern abhängen. Ich muss gestehen, dass mir das bisher auch nicht in den Sinn gekommen wäre. Denn Bildung hängt nicht vom Geld ab, sondern vom Willen, sie zu erlangen. Dafür gibt es ein Adjektiv: bildungswillig.

Aber welche Bildung meint die junge Frau oder die SPD? Die Schulbildung vermutlich. Die aber ist nach meiner Kenntnis immer noch kostenlos. Das Schulgeld wurde schon in den 1950er Jahren abgeschafft, die Lernmittelfreiheit nach und nach auch (Korrektur: Es muss “nach und nach eingeführt” heißen, H.). Sächliche Kosten fallen also für Schulkinder kaum an, allenfalls für die Bleistifte, die Tasche, das tägliche Vesper, die Turnschuhe. Aber dafür, unter anderem, hat der Staat das Kindergeld eingeführt. Was soll also dieses Plakat und seine Unterstellung, in die Schule zu gehen, sei teuer und nur Kindern möglich, deren Eltern über ein dickes Konto verfügen?

Aber vielleicht deute ich das Plakat völlig falsch, Vielleicht ist die junge Frau eine Studentin und sie will mich darauf aufmerksam machen, dass sie Studiengebühren  zahlen muss und dass sie das nur kann, weil ihr Vater Geld hat. Oder will sie sagen, ihre Eltern seien arm und sie könne daher nicht studieren? Doch ums Studium geht es ja gar nicht. Es geht um Bildung, sagt das Plakat, und nicht um Ausbildung.

Aber seit wann ist ein Studium die Voraussetzung für Bildung? Die steht jedem offen, der sich um sie bemüht, unabhängig vom Konto der Eltern.