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Ungebildete Wahlkämpfer 2 oder Ein Plakat bekommt Sinn

Im letzten Eintrag mit dieser Überschrift habe ich über den Sinn des Bildungsplakats der SPD, das mit der ansehnlichen jungen Frau, die nach Bildung verlangt, nachgedacht oder besser gerätselt. Nun weiß ich, meiner (Stuttgarter) Zeitung (vom 29.8.09) sei Dank, mehr über die Lächelnde: Sie heißt Jennifer Metzlaff und ist Elitestudentin.

Was studiert sie? Internationales Management. Und wo? An einem privaten Düsseldorfer Euro-Business-College. Was kostet das? 590 Euro im Monat. Und wer zahlt? Ich nehme an, es ist der Vater. Dem wird es aber vermutlich allmählich zu viel und daher liegt der Gedanke nahe, dass der Steuerzahler, also die Allgemeinheit, die Kosten für dieses wunderbare Studium übernimmt. Denn das kann ja nicht sein, dass man Tourismus und Eventmanagement nur studieren kann, wenn die Eltern es bezahlen können. Schließlich braucht unser Staat Fachleute für Events, sonst ist das Leben gar so eintönig.

Eine Idee hätte ich noch, wie Frau Metzlaff ihre Studienkosten zusammenbringen könnte: Da sie mit ihrem Konterfei der SPD viele Stimmen bringen wird, wäre es doch recht und billig, wenn die Partei, in der sie sogar ein Vorstandsamt wahrnimmt, die Kosten übernähme. Vielleicht gelingt es ja Frau Metzlaff demnächst, aus der SPD wieder ein politisches Event zu machen.

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Unverständliche Geistlichkeit oder Warum wir Paulus nicht kapieren

Es ist ja nicht so, dass die meisten Menschen nur an Weihnachten in einen Gottesdienst gehen, vielmehr gibt es noch einen anderen Anlass, der sie oft in großer Zahl zu einer religiösen Veranstaltung führt; die Beerdigung. Die ist häufig mit einem Gottesdienst gekoppelt. Und dabei zitieren evangelische Pfarrer gerne den Apostel Paulus in der Übersetzung Martin Luthers.

Im Brief des Paulus an die Römer steht im 14. Kapitel, Verse 7 und 8, ein Abschnitt, in dem es ums Sterben geht, der aber weder beim ersten noch beim zweiten Hören verständlich ist. Luther übersetzt so: „Unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber“. Weiter geht es: „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn“. Und das Ganze schließt: „Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.“

Das klingt verquer und das liegt an der altertümlichen Sprachform. Das Wort „unsereiner“ ist noch geläufig, aber „unser keiner“ nicht. Es muss heute heißen: „keiner (von uns)“ oder „niemand“. Die reflexive Verwendung der Verben „leben“ und „sterben“ ist im heutigen Deutsch nicht üblich. Wir sagen „sich freuen“ oder „sich wundern“, aber nicht „sich leben“ oder „sich sterben“. Nun könnte man bei „leben“ „sterben“ das „sich“ weglassen, doch dann würde der Sinn des Satzes verfehlt. Also kommt man um eine Präposition nicht herum; sie würde es auch erlauben, das „sich“ stehen zu lassen: „Keiner lebt für sich (allein), keiner stirbt (nur) für sich“. Wir sagen auch nicht: „dem Herrn leben“. Eine solche Dativkonstruktion läuft dem heutigen Sprachempfinden zuwider. Auch hier brauchen wir ein „für“. Dann hieße der etwas vereinfachte Satz: „Wir leben und sterben für den Herrn.“ Will man den (unklaren) Bedingungssatz nicht aufgeben, müsste man sagen: „Wenn wir leben, dann leben wir für den Herrn.“

Am Schluss verwendet Luther einen Genitiv. So schön er klingen mag, er ist heute nicht mehr passend: „Wir sind des Herrn.“ Luther meint: Wir gehören dem Herrn, wir sind sein Eigentum. So könnte man es in heutigem Deutsch sagen.

Es wäre schön, wenn das auch bei Beerdigungen verwendet würde.

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Ungemütliches Sofa oder Wie Grüne Wahlkampf betreiben

Auf den ersten Blick ist das eine originelle Idee: raus aus den Nebenzimmern der Gasthäuser, hinaus in die Natur, Politik im Grünen auf einem grünen Sofa, einer grünen Parkbank, wie die regionale Zeitung richtigstellend schreibt. Auf der Bank sitzt der Kandidat der Grünen und unterhält sich mit einer prominenten Person des Wahlkreises. Ein solches Gespräch ist sicher sinnvoll; Kandidaten sollten die Probleme ihrer Gegend erfahren und wenn sie von Kundigen darüber informiert werden, kann das allen Beteiligten nur nützen.

Doch Wahlkampf wird das erst, wenn möglichst viele zusehen und zuhören. Wie kann das bei einem Vieraugengespräch auf einem Sofa, einer Parkbank gelingen, wo man Seite an Seite sitzt, den Kopf zuwendet, um sich zu sehen und zu verstehen? Man braucht ein Mikrofon und Lautsprecher, man braucht Sitzgelegenheiten für die Zuhörer, die potenziellen Wähler – oder sollen die stehen bleiben, während die beiden in ein Gespräch Vertieften gemütlich sitzen? Und was ist, wenn es regnet? Werden dann Schirme bereitgehalten oder Plastikumhänge wie im Freilichttheater?

Und dürfen die Zuschauer die beiden auf der Bank etwas fragen oder ihnen nur zusehen und zuhören? Das Fragen und Antwortbekommen wäre nur recht und billig.

Doch dann würde aus dem gemütlichen Wahlkampfauftritt im Grünen schnell wieder eine ganz gewöhnliche Wahlveranstaltung, im Freien zwar und auf einem grünen Sofa, aber von ähnlichem Unterhaltungswert wie die im Gasthaus.