Kategorien
Politik

Unpädagogische Nichtversetzung 3 oder Was die Bertelsmann-Stiftung meint

Zum dritten Mal also das Thema Nichtversetzung. Den Anstoß gibt eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung. Sie ist auf dem dortigen Internetportal zu finden und kann auf den eigenen Rechner kopiert werden, es ist also ein „Download“ möglich. Den möchte man den Schulverwaltungen dringend empfehlen.

Fassen wir die Erkenntnisse zur Nichtversetzung noch einmal kurz zusammen:

Sie ist sehr teuer, denn sie kostet den deutschen Steuerzahler fast eine Milliarde Euro im Jahr. Das Geld könnte pädagogisch sinnvoller eingesetzt werden.

Sie ist wirkungslos, weil sie bei den Wiederholern in der Regel keine Leistungsverbesserung schafft.

Sie macht auch die Klasse nicht leistungsfähiger, obwohl ihr die ganz Schwachen genommen wurden und sie dadurch etwas homogener geworden sein müsste. (Nebenbei: Dafür wird die aufnehmende Klasse etwas heterogener.)

Sie wird ungerecht gehandhabt: innerhalb einer Klasse (verschiedene Lehrer mit unterschiedlichen Maßstäben), auf den verschiedenen Klassenstufen einer Schule (weniger in der Unterstufe, mehr in der Mittelstufe), zwischen verschiedenen Schulen, zwischen den Schularten (Gesamtschulen, Grund-, Haupt-, Realschulen, Gymnasien) und erst recht zwischen den einzelnen Bundesländern (Bayern lässt besonders gerne durchfallen).

In keinem PISA-Land wird von der Nichtversetzung so üppig gebraucht gemacht wie in der Bundesrepublik Deutschland.

Es ist also an der Zeit, sich des Themas ganz offiziell anzunehmen. Wie viele Anstöße brauchen die Bildungsministerien noch?

4 Antworten auf „Unpädagogische Nichtversetzung 3 oder Was die Bertelsmann-Stiftung meint“

Nun ist auch auf ZEIT-online ein zusammenfassender Artikel zur genannten Studie erschienen. Er hebt darauf ab, dass mit dem Sitzenbleiben auch das dreigliedrige Schulsystem in Frage zu stellen sei. Das erschließt sich mir bisher nicht so ganz.

In Stuttgart unterrichtet die Kollegin einer Freundin von uns im Gymnasium nun 36 Schüler in der 11. Klasse. Begründung: durch 14 Sitzenbleiber wurde die Klasse so groß, der Teiler (32?) ist deswegen nicht anzuwenden.

Ergebnis: ich wette auf mindestens 14 + 1 Sitzenbleiber nach diesem Durchlauf – und möglicherweise auf eine neue Anwärterin auf Frühpensionierung nach “Burn-Out”.

Spitzentrick.

Eine Klasse 11 mit 36 Schülern zu bilden ist weder pädagogisch sinnvoll noch rechtlich zulässig. Der Teiler liegt bei 33. Sollte wegen Wiederholern eine weitere Klasse gebildet werden müssen – das scheint hier der Fall zu sein – ist die Schulverwaltung verpflichtet die notwendige Anzahl an Lehrerstunden zuzuweisen. Die Kollegin sollte sich wehren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.