Die ersten Sparideen der verarmten Kommune Sindelfingen kommen ans mediale Tageslicht. So weiß die Stuttgarter Zeitung (am 5.11.09) zu berichten, dass der Glaspalast, das Maichinger Hallenbad, zwei Schulen und die Galerie der Stadt auf der Kippe stehen.
Der Glaspalast – er heißt wirklich so – ist ein Prestigebauwerk aus besseren Zeiten. Dort haben allerlei sportliche Großereignisse stattgefunden. Aber das ist Geschichte. Jüngst häufen sich dort die Erotik-Messen. Nun müsste das Ganze saniert werden. Dafür fehlt das Geld. Wenn niemand bereit ist, den einzigen Palast der Stadt käuflich zu erwerben, ist der Abriss die billigste Lösung. Ob es dazu kommen wird? Die Sportlobby Sindelfingens hat Gewicht.
Das Maichinger Hallenbad ist schon weitgehend der städtischen Fürsorge enthoben worden. Das Betreiben hat man einigen Bürgern überlassen. Aber nun steht die Sanierung an. Auch hier wäre der Abriss billiger. Doch wo sollen dann die Maichinger Kinder schwimmen, wenn es der Schulsport gebietet?
Mit dem Stilllegen von Schulen ist das so eine Sache. Mal braucht man sie sehr, weil es viele Kinder gibt, mal weniger, weil die Zahl der Kinder schrumpft. Aber sie kann auch wieder steigen. Dann sind die Schulen abgerissen oder einem anderen Zweck zugeführt. Doch beim Sparen gerät die Zukunft gerne aus dem Blick.
Die Galerie könnte man natürlich auch abreißen oder verkaufen und die Sammlungen im Keller abstoßen. Das brächte ein wenig Geld. Dass ausgerechnet die Liberalen unter den Stadträten diese Idee kultivieren, macht betroffen. Heißt es nicht, dass gerade in Krisenzeiten, wenn es am Materiellen gebricht, das Kulturelle besonders gefördert werden muss? Bevor man die Galerie verscherbelt, sollte man alternative Modelle ihres Betreibens ausloten.
(Blog-Eintrag Nr. 103)
2 Antworten auf „Überholt – Sindelfingens Sparpläne 1“
Das ist doch Eintrag 103 und nicht 102, oder?
Erotik-Messen… hmm, schade dass die nicht schon statt fanden, als wie damals dort Schulsport machen “durften” 🙂
Wie auch immer, der “Palast” war damals eine architektonische und technische Offenbarung. Schwer nachzuvollziehen, dass er seinem ursprünglicher Zweck nicht mehr dienen kann.
Hallenbäder in den Stadtteilen wurden auch in Karlsruhe geschlossen, damit man sich ein “Erlebnisbad” leisten kann. Das kann sich nur kaum eine Familie mehr als zweimal im Jahr zu besuchen leisten.
Damit will ich sagen: es ist nicht nur in Sindelfingen so.
An Tobi, den aufmerksamen Leser: Es ist tatsächlich 103 – danke für den Hinweis. Und auch für den nur gering tröstenden anderen, dass allenthalben mit wenig Verstand eingespart wird. Offenbar herrscht nicht nur ein Mangel an Steuereinnahmen, sondern auch an ökonomischer Weitsicht.