Voraussagen sind gefragt, Steuervoraussagen ganz besonders. Sie geben reichlich Stoff für politische Diskussionen und bilden die Vorgaben für die Etats des Bundes, der Länder und der Kommunen. Leider werden sie überschätzt und missbraucht, denn sie sind zwangsläufig ungenau.
Gestern (am 5.11.09) wurden wir wieder einmal mit einer Steuerschätzung bedacht. Sie korrigierte die vom Mai. Offenbar war die etwas ungenau. Es würden über 3 Milliarden Euro weniger an Steuern eingehen, als man im Frühjahr dachte, erfahren wir. Das klingt nach viel. Wenn man es aber auf die Zahl 524 Milliarden Euro bezieht, die Höhe der zu erwartenden Einnahmen, stellt man fest: Die Veränderung der Prognose beträgt deutlich weniger als ein Prozent. Kann jemand so genau schätzen? Ist das nicht eine zwangsläufige Ungenauigkeit? Lohnt es sich überhaupt, über eine so marginale Korrektur zu diskutieren? Es ist „nur“ eine Schätzung, die irgendwann von der Wirklichkeit überholt wird.
Häckerling ist nicht der Meinung, dass Steuerschätzungen unnötig oder gar unwichtig seien, er mokiert sich nur über die Aufgeregtheit der politischen Diskussion. Ob die neue Regierung eine Steuerreform mit Entlastungen angehen soll oder kann, das hängt nicht von der gestrigen Steuerschätzung ab, sondern von der tatsächlichen Entwicklung in den nächsten Monaten. Hoffen wir, dass die es möglich macht, das Versprechen einzulösen. Dass man die Liberalen dafür geißelt, ein Wahlversprechen einhalten zu wollen, ist schon merkwürdig.
(Blog-Eintrag Nr. 104)