Er dichtet weiter. Nachdem er uns vor Kurzem wegen der Israelis die Leviten gelesen hat, streitet Grass jetzt wegen der Griechenlandpolitik mit uns. Der neue Text ist noch unverständlicher geraten als der alte; er sei daher für den normalen Leser ins prosaische Deutsch übersetzt – ohne Gewähr. Das Original findet man hier:
Griechenland ist die Wiege Europas, aber Europa hat sich davon entfernt. Europa ist in einem schrecklichen Zustand. Warum? Weil es sich nicht so verhält, wie die Märkte es wünschen. Einst haben wir (wie Goethes Iphigenie) das Land der Griechen mit der Seele gesucht, jetzt messen wir diesem Land keinen Wert mehr bei. Es ist pleite, völlig verarmt. Sein Reichtum lagert als Beutekunst in unseren Museen. Wir haben ihn den Griechen gestohlen. Dieser Vorwurf trifft vor allem uns Deutsche, denn wir haben Griechenland im Zweiten Weltkrieg zerstört und dabei (zynisch wie wir sind) Hölderlins, des Griechenfreundes, Gedichte mit uns getragen. Später (in den sechziger Jahren) waren wir mit der griechischen Militärdiktatur verbündet. Jetzt rauben wir Griechenland wieder aus und meinen sogar, dabei im Recht zu sein. Ganz Griechenland trägt nun Trauer; es klagt uns an, vor allem uns Deutsche, die wir doch so gerne dort Urlaub gemacht haben. Die Kassen der reichen Europäer, also insbesondere der Deutschen, werden immer voller. Nun sollen die Griechen (wie einst Sokrates) auf Geheiß der europäischen Politiker den Giftbecher trinken. Doch sie wollen nicht, sie geben Europa den Becher zurück. Wir zerstören den Ort der Götter; die aber werden uns dafür verfluchen. So wird Europa die gerechte Strafe treffen: geistiger Zerfall; denn ohne Griechenland sind wir kulturlos.
Mit anderen Worten: Weil wir den Griechen unsere Kultur verdanken und sie schnöde beraubt haben, müssen wir ihnen heute in ihrer Not helfen und ihnen alles Gestohlene zurückgeben.