Die Katholiken feiern den Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren. Als Protestant frage ich mich, was es da zu feiern gibt. Denn wo einst dem Fortschritt grünes Licht gegeben wurde, stehen heute die Ampeln auf Rot. Das sei an zwei Beispielen aus meinem eigenen Lebensbereich deutlich gemacht.
Gegen Ende der Sechziger Jahre hatten die jungen Religionslehrer am Gymnasium in den Pfarrwiesen (Sindelfingen) den Eindruck, dass der konfessionelle Religionsunterricht sich überholt habe. Wir beschlossen daher, in der Oberstufe interkonfessionell zu unterrichten. Die Schülerinnen und Schüler bekamen zum Schuljahrsbeginn die Wahl zwischen mehreren Kursen, die jeweils mit zwei Lehrern besetzt waren. Auch der Ethiklehrer war Teil eines solchen Teams. Nach ein paar Jahren zwang uns die Personalknappheit dazu, diese konfessionell gemischten Gruppen nur noch mit einer Lehrkraft zu besetzen. Niemand hat eingegriffen, weder der Schulleiter noch die Kirchenleitungen. Eltern und Schüler waren damit einverstanden. Im Rundfunk gab es eine Sendung über dieses „Sindelfinger Modell“. Doch eines Tages wurde die Sache verboten. Sie verstieß nun gegen kirchliche Regeln.
Im Sindelfinger Stadtteil Hinterweil gab es in den 1970er Jahren einen ökumenischen Ausschuss, der Gottesdienste mit gemeinsamem Abendmahl und zwei Geistlichen veranstaltete. Es gab viel Zustimmung zu diesem Zeichen christlicher Gemeinsamkeit. Doch eines Tages haben es konservative Katholiken geschafft, die Sache zu unterbinden. Die Kirchenleitung sah Regeln verletzt.
50 Jahre fortschreitender Rückschritt sind kein Grund zum Feiern.
Eine Antwort auf „Die katholische Kirche und der Rückschritt“
Kein Wunder hat der Buddhismus so viel Zulauf.