Dieses Buch ist keine einfache Lektüre: Bruno Schirra, ISIS. Der globale Dschihad. 2015. Der Autor erspart dem Leser weder die Grausamkeiten der „Gotteskämpfer“ noch die intellektuelle Anstrengung, die unübersichtlichen Zusammenhänge der Koalitionen im nahöstlichen Machtkampf zu erfassen. Viele haben dazu beigetragen, dass 2014 ein „Gottesstaat“ entstehen konnte, der Gebiete des Irak und Syriens umfasst. Schirra ist ein ausgewiesener Kenner der Verhältnisse im „Morgenland“. Er scheut sich nicht, die Verantwortlichen dieser unsäglichen Entwicklung zu benennen: die Golfstaaten vor allem, die vorgeblich den IS bekämpfen, aber tatsächlich als Geldgeber der Dschihadisten wirken. Vorgestellt werden die Hintermänner und Protagonisten des „Kalifats“. Ausführlich beschrieben wird die Rolle des Iran als schiitische Schutzmacht. Der Autor weist auf die brutalen Folgen des syrischen Bürgerkrieges hin. Er verdeutlicht das Doppelspiel der Türkei im Kampf gegen ISIS und attackiert die Naivität des Westens sowie die folgenschweren Fehler und Versäumnisse der amerikanischen Politik. Schirra skizziert die Aktionen der Salafisten, auch hierzulande, und beklagt die schweigende Ratlosigkeit der „gutgläubigen“ Muslime angesichts der Radikalisierung von Teilen ihrer Gläubigen. Besonders erschreckend ist für mich die Geschichte eines schwäbischen Terroristen, dessen Brutalität und schonungslose Analyse Ängste schüren können. Nicht die Islamisierung Deutschlands sollte uns Sorgen bereiten, meint der Autor, sondern die Gefahr terroristischer Anschläge radikalisierter Islamisten. Die sind zu allem bereit, auch zum Sterben. Sie töten nicht nur Schiiten, Jesiden und Christen, sondern auch ihre sunnitischen „Brüder“, wenn die nicht ihrer mittelalterlichen Glaubensdogmatik folgen.
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