Wenn ein Schüler stirbt, ob als Folge einer Krankheit, bei einem Unfall, am Drogenkonsum oder durch Suizid, dann ist das schlimm für eine Schule. Ein solches Ereignis zu bewältigen, es erträglich oder fassbar zu machen, stellt für die Mitschüler, die Lehrer und die Schulleitung eine Aufgabe dar, der man nur unzulänglich gerecht werden kann. Noch gewaltiger wird sie, wenn mehrere junge Menschen auf einmal ihr Leben verlieren. Ich denke dabei zurück an das Unglück vom Dachstein am Gründonnerstag 1954 und an die Amokläufe von Erfurt oder Winnenden. Es dauerte Jahre, bis die Wunden einigermaßen vernarbt waren. So wird es auch dem Gymnasium von Haltern ergehen. Dort allerdings hat man mit einem zusätzlichen Problem zu kämpfen, dem „Interesse“ der Medien. Deren Motiv ist nicht die „Teilnahme“, sondern, es tut mir leid, das so sagen zu müssen, die „Mitnahme“. Mit kaum etwas lässt sich mehr Geld verdienen als mit dem Entsetzen der Menschen. Die Freiheit der Medien ist inzwischen mutiert zur ungebändigten Ausbeutung leidender Menschen. Dass die sogar darum kämpfen müssen, in Ruhe gelassen zu werden, ist ein Skandal der besonderen Art. Offenbar sind im Kampf um die Quoten Werte wie Anstand und Respekt auf der Strecke geblieben. Für jene, die an neuen Bildungsplänen arbeiten, sollte das ein Ansporn sein, die Medienkunde (auch als Medienkritik) noch deutlicher als schulische Aufgabe zu benennen. Nicht wie man die neuen Techniken nutzen kann ist das zentrale Thema, sondern wie sie von gierigen Profis missbraucht werden.
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