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Bonussknacker

Die Aufregung darüber hat sich inzwischen gelegt, aber der Skandal ist geblieben: Dass es Menschen gibt, die mit einem normalen Monatsgehalt nicht zufrieden sind, selbst wenn es sich im fünfstelligen Bereich bewegt. Sie brauchen noch einen Bonus und darüber hinaus separate Zuwendungen für ihre Altersversorgung. Das harmlose lateinische Adjektiv „bonus“, zu deutsch „gut“, muss hier für etwas herhalten, was ganz und gar nicht gut ist und uns anderen Bürgern der Wohlstandsgesellschaft gegen den Strich geht. Ich wende mich nicht dagegen, dass eine Firma bei gutem Geschäftsverlauf ihren Mitarbeiter noch einen einmaligen vierstelligen Zuschlag zahlt, nein, mich ärgert es, wenn einige Hunderttausende oder gar Millionen Euro „extra“ in ihre Taschen wollen. Das ist bei den Banken so und den Versicherungen und bei den Autoherstellern. Jüngst war VW im Gespräch, jene Firma, die ihre Kunden betrügt und vor großen Strafzahlungen steht. Die normalen Mitarbeiter müssen dort den Gürtel ein wenig enger schnallen, die Manager wollen diesem Beispiel nur ungern folgen. Dass ihnen am Ende des Jahres ein paar Millionen fehlen könnten – undenkbar. Sie haben offenbar ein vertragliches Recht auf diese Boni. Nun sind schon eine solcher Bonus-Vertrag ein Skandal, aber dass er nicht einfach wegfällt, wenn diese Leute versagt und ihre Firma finanziell an den Rand gesteuert haben, ist ein noch größerer. Man kann mir nicht weißmachen, dass sie so großartige Arbeit leisten, wenn man sieht, was dabei herausgekommen ist: Murks, Betrug, Rechtsverstöße, Umweltverschmutzung … Mir will es nicht in den Kopf, dass es überhaupt Boni gibt und dann auch noch welche als Belohnung für kriminelle Gier.

 

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Türkenbund

Es gibt viele Menschen türkischer Herkunft hier, mehr jedenfalls als es Syrer, Afghanen, Iraner oder Iraker gibt. Sie sind nicht hierher geflohen, sondern gezogen. Sie suchten Arbeit und haben sie auch gefunden. Inzwischen ist ihre Integration vorangeschritten. Manche sprechen besser Deutsch als Einheimische. Andere freilich verweigern sich der Sprache und wohl auch der Integration. Sie wollen Türken bleiben. Erdogan ist darob sehr froh, denn so kann er sie als „Landsleute“ bezeichnen, vor Wahlen um ihre Stimme buhlen und auf deutschem Boden den Deutschen die Leviten lesen. Ob dies mit unseren Gesetzen im Einklang steht, wird offenbar nicht geprüft. Dabei kennt er sich mit ihnen gut aus und weiß, wie man sie nützt, um hiesige Kritiker mundtot zu machen. Erdogan lässt verlauten, dass wir mehr auf ihn angewiesen seien als er auf uns. Das lässt seine Muskeln schwellen. Das macht ihn selbstsicher und verführt ihn dazu, uns nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Die Kanzlerin muss ihn loben, sonst ist er beleidigt und kündigt den Deal auf, der uns von Flüchtlingen entlastet, den syrischen, nicht den türkischen, die es auch geben soll. Dieser Deal geht zu Lasten der Menschen, die vor dem Krieg in ihrem Land fliehen. Doch das scheint uns inzwischen egal zu sein. Die Hetzer gegen die Fremden, die Fliehenden, die Verfolgten, sie haben Erfolg gehabt. Unsere Grenzen sind mittlerweile sicher vor ihnen. Das kostet natürlich Geld. Aber wir geben es gerne aus, weil es uns die Emigranten vom Leib hält. Der Türkenbund blüht.

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Panamnese

Wenn ich mir aus Anlass dieses 525sten Blogeintrags vor Augen führe, was in den letzten 24 Texten aufgespießt wurde, so muss ich feststellen, dass kaum etwas veraltet ist: Die Tatort-Filme sind immer noch schlecht, die Gemeinschaftsschule steht weiterhin vor einem Problemberg, Volkswagen ist noch längst nicht aus der Krise und der Verfall der deutschen Sprache in den Medien schreitet fort: Dieser Tage musste man im Kultursender SWR2 bei der Ankündigung einer Aufführung der Orff‘schen „carmina burana“ die Betonung „karmína“ (mit langem i) aushalten. Natürlich geht die Welt deswegen nicht unter. Im Vergleich zum Fifa-Skandal, der türkischen Flüchtlingshilfe und Kohls Lob für Orban sind solche Ausspracheprobleme peanuts. Mit der klassischen Banker-Metapher habe ich einen trefflichen Übergang zum neuen Aufreger-Thema gefunden, den PanamaPapers (so die korrekte Schreibung). Mit Trauer konstatiere ich, dass „sie“ uns nun auch noch den Charme des „schönen Panama“ demoliert haben, obwohl ihm mit dem schmückenden Label „Steuerparadies“ ein Rest an Schönheit gelassen wurde. Panama ist offenbar für die große Welt recht attraktiv. Dieser kleine Staat beherbergt eine riesige Zahl an Firmen. Das ist nur möglich, weil die sich mit einem Platz in Briefkastengröße begnügen. Aber wer sind „sie“, wer sind diese Menschen, die sich mit einem so kleinen Unternehmen zufrieden geben? Es seien keine Notleidende, nicht solche, die einen Briefkasten im Sonderangebot erwerben müssen, nein, es seien vor allem Wohlhabende. Von ihnen heißt es, sie wollten sich mit Hilfe ihres panamesischen Briefkastens vor irgendwelchen blöden Kapitalertragssteuern drücken. Aber noch ist nichts bewiesen, noch gilt die Unschuldsvermutung, noch kann es auch sein, dass sie nur zu denen gehören wollen, die im schönen Panama eine Briefkastenfirma besitzen, ansonsten aber brav ihre Steuern zahlen.