Wenn ich mir aus Anlass dieses 525sten Blogeintrags vor Augen führe, was in den letzten 24 Texten aufgespießt wurde, so muss ich feststellen, dass kaum etwas veraltet ist: Die Tatort-Filme sind immer noch schlecht, die Gemeinschaftsschule steht weiterhin vor einem Problemberg, Volkswagen ist noch längst nicht aus der Krise und der Verfall der deutschen Sprache in den Medien schreitet fort: Dieser Tage musste man im Kultursender SWR2 bei der Ankündigung einer Aufführung der Orff‘schen „carmina burana“ die Betonung „karmína“ (mit langem i) aushalten. Natürlich geht die Welt deswegen nicht unter. Im Vergleich zum Fifa-Skandal, der türkischen Flüchtlingshilfe und Kohls Lob für Orban sind solche Ausspracheprobleme peanuts. Mit der klassischen Banker-Metapher habe ich einen trefflichen Übergang zum neuen Aufreger-Thema gefunden, den PanamaPapers (so die korrekte Schreibung). Mit Trauer konstatiere ich, dass „sie“ uns nun auch noch den Charme des „schönen Panama“ demoliert haben, obwohl ihm mit dem schmückenden Label „Steuerparadies“ ein Rest an Schönheit gelassen wurde. Panama ist offenbar für die große Welt recht attraktiv. Dieser kleine Staat beherbergt eine riesige Zahl an Firmen. Das ist nur möglich, weil die sich mit einem Platz in Briefkastengröße begnügen. Aber wer sind „sie“, wer sind diese Menschen, die sich mit einem so kleinen Unternehmen zufrieden geben? Es seien keine Notleidende, nicht solche, die einen Briefkasten im Sonderangebot erwerben müssen, nein, es seien vor allem Wohlhabende. Von ihnen heißt es, sie wollten sich mit Hilfe ihres panamesischen Briefkastens vor irgendwelchen blöden Kapitalertragssteuern drücken. Aber noch ist nichts bewiesen, noch gilt die Unschuldsvermutung, noch kann es auch sein, dass sie nur zu denen gehören wollen, die im schönen Panama eine Briefkastenfirma besitzen, ansonsten aber brav ihre Steuern zahlen.
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