Die ZEIT hat Eltern gefragt und herausbekommen, dass in Deutschland 5 Prozent aller Unterrichtsstunden nicht und weitere 5 Prozent nur unzulänglich erteilt werden, dass also jede zehnte Stunde nicht regulär stattfindet. Das klingt nach viel. Es wären drei Stunden pro Woche und Klasse, also jeden zweiten Tag eine. Und das dürfte auch der Realität ziemlich nahe kommen. Warum wird diesem Ausfall an Unterrichtszeit nicht der Garaus gemacht? Warum geben die Lehrkräfte nicht jeden Tag brav ihre Stunden? Weil sie nicht immer da sind. Manchmal werden sie wie andere Arbeitnehmer krank. Die Krankmeldung kommt um sieben. Es ist nicht möglich, bis halb acht einen vollwertigen Ersatz zu finden. Also bleibt es bei der bloßen Aufsicht. Vielleicht konnte der Kranke noch eine Aufgabe übermitteln, dann wird die hoffentlich erledigt. Aber vollwertiger Ersatz ist das nicht. Manchmal schickt man Lehrkräfte ins Schullandheim oder auf Studienfahrt. Sie dann zu 100 Prozent zu vertreten wird nicht gelingen. Dann müssten die Fernen vor ihrer Abfahrt das Unterrichtsprogramm für eine Woche ausarbeiten und den Vertretenden in die Hand drücken. Eine schwierige Aufgabe. Manchmal sind Lehrkräfte bei Prüfungen und fehlen. Da heißt es in den Richtlinien, dass diese Aufgabe Vorrang hat. Zu Recht, denn die Prüfung muss rechtlich fehlerlos abgewickelt werden. Manchmal sind Lehrkräfte bei einer Fortbildung. Gefordert wird, sie in den Ferien durchzuführen. Aber das ist auch die Zeit zum Korrigieren. Und Fortbildungsinstitute, die nur in den Schulferien arbeiten dürfen, sind unrentabel. Wenn man auf diese verschiedenen „Fehlzeiten“ blickt, sind drei ausgefallene oder unzulänglich gehaltene Stunden nicht gar so viel.
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