Weil Farben was von sich hermachen und weil es auch so einfach anmutet, benennen deutsche Journalisten, Politiker und Stammtischler politische Konstellationen gerne farbig. Die Sprachwissenschaft nennt das Metonymie: ein Teil steht fürs Ganze; hier ist es die Farbe. Rot-Schwarz hat uns lange im Bund regiert, Grün-Schwarz tut es seit einiger Zeit in Baden-Württemberg. Nun steht uns – so darf man die Zeichen deuten – eine schwarz-gelb-grüne Regierung ins Haus. So könnte sie heißen. Aber da vier Silben offenbar eine zu viel ist, hat sich ein neues Wort eingestellt, ein nur dreisilbiges, „Jamaika“, ein Metonym für ein anderes Metonym. Nun soll der Name dieses Inselstaats in der Karibik mit den Farben Gelb (als Kreuz), Grün und Schwarz (als Dreiecke) in seiner Flagge für die neue Koalition stehen. Wir sind „auf dem Weg nach Jamaika“, heißt es. Das lässt wenig Gutes ahnen. Jamaika ist eine Bananenrepublik, in jeder Hinsicht. Es leidet unter großen sozialen Gegensätzen. Drogenhandel und Drogenkonsum machen dem Staat zu schaffen. Wollen wir tatsächlich da hin? Wollen wir echt eine Regierung für ein Land wie Jamaika? Dieses gedankenlose Gerede spricht nicht gerade für den Bildungsstandort Bundesrepublik. Aber das ist ein anderes Thema.
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