Es ist schon ein Kreuz mit der Württembergischen Landeskirche, vor allem mit seinem Parlament, der Synode. Sie ist so was von zerstritten. Ein Antrag, Paare mit gleicher sexueller Ausrichtung zu trauen, wurde abgeschmettert. Auch der Kompromissvorschlag des Oberkirchenrats, den Pfarrern die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zu erlauben, fand nicht die erforderliche Mehrheit. Beide Anträge scheiterten an den sog. Konservativen. Sie berufen sich bei ihrem Nein auf die Bibel – und die enthält in der Tat, vor allem im alttestamentlichen Teil, kritische Sätze über diese Art sexueller „Orientierung“. Ebenso verwerflich findet sie übrigens auch die Selbstbefriedigung. Onan wurde dafür mit dem Tode bestraft. Es gibt christliche Kreise, die solchen, fast dreitausend Jahre alten, Meinungen auch heute noch anhängen. Sie halten Homosexualität für eine Sünde. Ehen unter solchen irregeleiteten Menschen darf es keinesfalls geben. Im Übrigen müsse man es nur wollen, dann könne man auch anders, also „normal“ sein. Diese christlichen Gruppen waren es auch, die vor einiger Zeit gegen die Aufklärung der Schülerinnen und Schüler gekämpft haben. Warum sind diese Christen in den Gedankengängen der jüdischen Vorzeit hängen geblieben? Es liegt an ihrem Biblizismus. Nun rächt sich, dass man ihnen seit Jahrzehnten ihren archaischen Umgang mit der Bibel durchgehen lässt. Nun kommt die Quittung dafür, dass man diesen Kreisen erlaubte, den historisch-kritischen Ansatz der Theologie zu verteufeln. Manchmal rächt sich die Toleranz gegenüber der Rückständigkeit. Die Kirchenleitung, die theologische Wissenschaft und der Religionsunterricht sind gefordert. Nach dem Reformationsjahr, wo man sich in schönen Reden erging, endlich mal eine Herausforderung!
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