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Geliebte Bücher

Warum soll man eigentlich lesen? Es gibt so viele schöne Filme und spannende TV-Serien, man könnte wandern oder zu Sportveranstaltungen gehen, sich mit Freunden treffen und für sie kochen. Aber warum lesen? Und dann auch noch Bücher, die doch so schwer in der Hand liegen und viel Geld kosten. Wer sich diese Frage stellt und keine rechte Antwort findet, dem liefert dieses Büchlein der Verlegerin und einstigen Journalistin Felicitas von Lovenberg gute Argumente. Was spricht fürs Lesen, wie soll man lesen, was ist die geeignete Lektüre? Darauf gibt diese „Gebrauchsanweisung“ kluge Antworten (München 2018, Verlag Piper). Sie enthält Gedanken zu den Unterschieden zwischen gedruckten und elektronischen Büchern. Sie gibt Hinweise, wie man Bücher in den Regalen sinnvoll ordnen kann. Vor allem aber ist diese Liebeserklärung ans Buch reich an weisen Worten berühmter und begeisterter Leser, zu denen man auch die Verfasserin zählen darf. Ein Buch, ein Roman, sagt sie, muss den Lesenden berühren, ihm unter die Haut gehen, ihn aus dem Alltag locken und zur Anteilnahme am Geschick der literarischen Gestalten verführen. Eine Lektüre, die das nicht schafft, sei es nicht wert, gelesen zu werden. Von Lovenberg erzählt ihre eigene Biografie als Leserin. Sie berichtet von den Hindernissen, die sich dem „süchtigen Leser“ in den Weg stellen, und sie geht auf die sozialen Folgen ein, die das Leben für passionierte Leser mit sich bringt. Die Autorin schreibt in einer eleganten Sprache, die zum Lesen verführt. Auch für den, der gerne liest, ist diese „Gebrauchsanweisung“ fürs Lesen lesenswert.

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Gewähltes Debakel

Die Bayernwahl am Sonntag hat nicht unter einem Mangel an Kommentaren zu leiden. Die Medien überschlagen sich mit Versuchen, das Ergebnis für CSU und SPD mit passenden Wörtern zu kennzeichnen. Am beliebtesten ist das Wort „Debakel“. Wir haben es seit dem 19. Jahrhundert als Fremdwort im deutschen Wortschatz. Ursprünglich kommt es aus dem Französischen; dort bezeichnete es den „Eisgang“ bzw. seine Ursache: die plötzliche Auflösung des Eises durch Schmelzen. Das Bild hilft beim Verstehen des bayerischen Wahlgeschehens. Offenbar haben die beiden Volksparteien dort (und auch in Berlin?) schon seit Längerem auf dünnem Eis agiert. Der Schmelzvorgang wurde nun akut und die Eisläufer, die politischen Akteure, sind eingebrochen. Aber zum Glück hat die deutsche Publizistik Auguren, die in die Zukunft blicken und die weitere Entwicklung voraussagen können. Allerdings sehen sie Unterschiedliches. Die einen meinen den Abgang von Seehofer zu erkennen, der dann zu einem Opfer des Eisgangs würde. Aber andere meinen zu sehen, dass er bleibe. Auch die Kanzlerin wird von den einen als Verschwindende wahrgenommen, während andere sie noch eine Weile im Amt sehen. Leichter ist die Prognose, dass erst in zwei Wochen etwas geschehen wird, nach der Hessenwahl. Man darf gespannt sein, welches Wort dann zur Beschreibung der Lage Konjunktur haben wird.

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Neutrales Unterrichten

Die Alternativen beklagen sich über Lehrkräfte, die sie in ihrem Unterricht negativ darstellen. Darüber regen sie sich mit Recht auf, denn der Unterricht hat sich politisch (und religiös) neutral zu geben. Die Aufgabe eines Lehrers besteht nicht darin, die Schüler von seiner Meinung zu überzeugen, sondern sie zu selbstständig denkenden, mündigen Menschen zu bilden. Solange die AfD keine vom Verfassungsgericht verbotene Partei ist, darf sie ihr politisches Geschäft betreiben, darf ihre Meinung haben und ihre Forderungen in den Raum stellen. Darüber kann man im Unterricht schweigend hinweggehen oder die Lernenden mit geeignetem Material zu einer eigenen Meinung gegenüber der politischen Rechten (und natürlich auch der Linken) verhelfen. Allenfalls auf Anfrage darf ein Lehrender kundtun, dass er (oder sie) diese Partei wähle oder nicht wähle. Aber wie gesagt: Solche Bekenntnisse von Pädagogen sind nicht der Sinn von Schule. Nun wollen die von der A-Partei aber mehr: Wenn ein Lehrer im Unterricht gegen sein Neutralitätsgebot gegenüber den Rechtsaußen verletzt, sollen die Schüler dies (auch anonym) auf einer elektronischen Plattform kundtun. Man könne dann geeignete Schritte unternehmen, um solches schulisches Fehlverhalten zu unterbinden. So verständlich es ist, dass eine umstrittene Partei ihren Gegnern das Handwerk legen will, so unanständig ist es, dafür einen Pranger zu schaffen und die Schüler zum Aushorchen ihrer Lehrer anzustiften. Wenn schon, dann muss ein solches Gespräch schulintern geführt werden, mit den betreffenden Lehrkräften oder ggf. auch zusammen mit der Schulleitung. Öffentliches Anprangern ist gefährlich für das Schulklima.