Eigentlich suchen die Schulverwaltungen bundesweit keine „Lehrkräfte“, auch keine „Lehrenden“, sondern junge Menschen, weibliche und männliche, die Lehrer werden wollen, meinetwegen auch Lehrerin oder Lehrer. Sie fehlen, aber nicht allenthalben, sondern besonders an den Grundschulen und bei den anderen Schularten in bestimmten Fächern, Mathematik oder Physik oder Religionslehre. Den Werbern stellt sich die Frage: Wie bringt man jemand, der das Abitur „in der Tasche“ hat (was tatsächlich nie passiert, man legt das Zeugnis, das den gymnasialen Abschluss bescheinigt, in der Regel in einen Ordner oder eine Mappe), wie bringt man sie dazu, sich für das Lehramt zu interessieren und ein Studium dafür zu beginnen? Gewiss nicht mit dem Hinweis auf ein sehr gutes Gehalt, es ist nämlich allenfalls gut, auch nicht so sehr mit den Karrierechancen, die sind begrenzt, sondern eigentlich nur mit dem Hinweis auf die Tätigkeit: Man lernt etwas und bringt es den Kindern bei. Ein Fachstudium in Chemie, Germanistik oder Kunst hat seinen Reiz, die dabei erworbenen Kenntnisse an Jüngere weiterzugeben kann ebenfalls eine erfüllende Aufgabe sein. Sie ist es nicht immer, das liegt auch an den Inhalten. Ihre Komplexität so zu vereinfachen, dass Kinder und Jugendliche „mitkommen“, ist eine schwierige Aufgabe. Das weniger Vergnügliche am Lehrerberuf kann sich auch in der täglichen Begegnung mit den „Lernenden“ zeigen, den Mädchen und Jungen, wenn man es einfach ausdrücken will. Die wollen oft nicht, haben anderes im Sinn, sind faul, geschwätzig, desinteressiert, haben Probleme zu Hause oder mit Freunden, kurz: Sie wollen nicht lernen. Das kann man ihnen oft nicht verdenken. Damit klarzukommen übersteigt oft die Kräfte der Lehrkräfte. Sie leiden auch an den Korrekturen, am Unsinn, den man ihnen zu lesen zumutet. Alles wahr, dennoch: Es gibt sie auch, die anderen Momente, in denen es gelingt, etwas „rüberzubringen“, die jungen Köpfe anzuregen. Ihretwegen wird man Lehrer.
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