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Süßes Gift

Man kann es witzig nehmen, man kann sich auch darüber aufregen. Dass der Nachschub für Nutella ins Stocken geraten ist, weil die Fabrik in Frankreich die Produktion unterbrochen hat, könnte erheitern. Die heutige Zeitung jedenfalls albert an dem Thema herum – das traditionelle Frühstück sei in Gefahr. Aber just das ist das ernste Problem im Hintergrund. Denn Nutella besteht zu 56 % aus Zucker und zu 31 % aus Fett. Und die restlichen 13 %? Wahrscheinlich aus braunem Farbstoff. Ob Eltern, die ihren Kindern mit Nutella-Broten eine Freude machen wollen, sich im Klaren sind, welche gesundheitlichen Unfug sie da begehen und welchen Schaden sie anrichten? Selbst normale Schokolade hat weniger Zucker als dieser Brotaufstrich. Und in dem Fett ist auch noch Palmöl. Über dessen globale Problematik weiß man inzwischen Bescheid. Die französischen Bauern haben im letzten November zu Recht vor der Nutella-Fabrik demonstriert und darauf hingewiesen, dass es auch anderes Öl gibt. Vielleicht ist es den bäuerlichen Gelbwesten ja gelungen, die Produktion zu stören. Ihnen dafür mit Sympathie zu begegnen kann sich Häckerling kaum enthalten. Die schlechte Nachricht: Am heutigen Montag ist die Nutella-Produktion wieder aufgenommen worden.

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Falsche Prognosen

Der Schreiber dieses Blogs, der sich auch gerne mal Häckerling nennt, gibt zerknirscht zu, dass er sich immer mal wieder irrt. Vor allem bei der Einschätzung der Dieselkrise hat er sich arg getäuscht. Als sie ihren Höhepunkt erklommen hatte, meinte er vorauszusehen, dass der VW-Konzern dafür bestraft würde. Er dachte sich, es gäbe hohe Bußgelder in Hülle und Fülle, es müssten kostspielige Prozesse geführt werden, Autos wären kostenlos für die Kunden nachzurüsten. Und als Folge dieser teuren Aktionen würde der Konzern zerschlagen. Aber in Wirklichkeit kam es ganz anders. Ein paar Milliarden waren zwar fällig, aber nur in den USA. Die hat der Konzern aus der Portokasse bezahlt. Denn hierzulande blieb die Untat ungesühnt. Es genügte ein Update für ein paar Euro. Prozesse wurden kaum geführt. Strafen hat es so gut wie keine gegeben. Nachrüstungen der alten Diesel wurden Arm in Arm mit der Regierung abgewimmelt. Mit der Folge, dass der Konzern finanziell besser dasteht als vor der Krise. Der deutsche Kunde hat offenbar kein Problem damit, diesen betrügerischen Machenschaften mit Nachsicht zu begegnen. Wahrscheinlich denkt er, die anderen seien auch nicht besser. Und er hat wahrscheinlich recht mit dieser Vermutung. Es ist egal, bei welchem Verbrecher man sein neues Auto kauft. Und so ist aus der Zerschlagung des VW-Konzerns nichts geworden. Soll sich der Verfasser darüber freuen?

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Belohnter Chef

Es gibt eine Autofirma, die baut teure Karossen für betuchte Kunden. Wer sich ein solches Auto leistet, der kann sein Leben ohne staatliche Zuschüsse führen, der braucht kein Bürgergeld, kein Hartz IV oder dergleichen. Diesem Menschen geht es einfach gut, finanziell wenigstens. Der Chef dieser Autofirma ist ergo ein ganz Großer, denn wer eine Firma leitet, die erfolgreich große Autos verkauft, muss einfach ein Genie sein, ein unübertrefflich geschickter Manager, ein Mann ohne Schwächen, ein brillanter Geist, ein Spürhund des Erfolgs. Nun geht es darum, dass der erfolgreiche Chef sich zur Ruhe setzen will. Aber was zahlt man einem solchen Spitzenmann, was ist angemessen, dass er seinen Ruhestand standesgemäß gestalten kann: tausend Euro am Tag? Nein, das wäre gar zu dürftig, zwei tausend, dreitausend? Das käme der wahren Bedeutung diese Riesen unter den Autoriesen schon näher. Unter 3000 € am Tag, das wäre ein allzu klägliches Salär, wo doch die meisten Bürger dieses Landes sogar mehr als 3000 bekommen – allerdings im Monat. Aber Unterschiede müssen nun mal sein. Nun mussten wir dieser Tage lesen, dass besagte Autofirma im letzten Jahr weniger Gewinn gemacht habe. Es gab Probleme beim Verkauf. Und das werde sich im laufenden Geschäftsjahr kaum verbessern. Aber warum hat das Genie an der Spitze des Unternehmens nichts dagegen getan? War er vielleicht demotiviert angesichts seiner bescheidenen Bezüge im Ruhestand? Hätte man ihm mehr Ruhegeld versprechen müssen? Liegt es an der mickrigen Rente, dass er seine Arbeitskraft nicht voll und ganz und ohne Frust für das Wohl der Firma eingesetzt hat?