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Scheiternder Gott

Man kann sich als Christ den Karfreitag schönreden. Schließlich kommt kurz danach Ostern, das liebliche Fest (ich weiß, das bezieht sich auf Pfingsten), und es geht dann um Leben und auch Lebensfreude. Aber die Kreuzigung steht nun mal für Sterben und Tod, für den Tod dessen, von dem die Christen sagen, er sei Teil von Gottes Dreieinigkeit. Gott wird getötet, Gott ist tot. Das Projekt „Reich Gottes“ ist gescheitert. Nicht vergessen sollten wir in diesem Zusammenhang, dass die Kreuzigung eine Hinrichtungsmethode der Römer war. Die hatten im damaligen Israel das Sagen. Sie waren die Besatzungsmacht, die wenig Geduld mit jenen aufbrachte, die sich ihr entgegenstellten. Und wenn einer gar so tat, als sei er „der König“, dann musste er aus dem Weg geräumt werden. Es galt, Anfängen des Widerstands zu wehren. Die christliche Erzählung von diesen Ereignissen bog später die Schuldfrage um: nicht den Römern wurde der Tod Jesu in die Schuhe geschoben, sondern den Juden. Wir wissen es heute besser: der jüdischen Obrigkeit, die sich den Römern um des eigenen Überlebens willen unterworfen hatte. Man spricht es nie deutlich aus: Jesus ist ein Opfer der damaligen Weltmacht Nummer 1. Und wenn er Gottes Sohn ist, dann ist auch Gott selbst den Römern unterlegen. Widerstand gegen die mächtigen Besatzer hat er nicht geleistet. Er hat sich unterworfen, er ist gescheitert. Der Karfreitag ist der Tag, an dem Gott selbst an die Grenzen seiner Möglichkeit kommt. Gegenüber einer Weltmacht ist die Gottesmacht zu schwach. Ist dieser Realismus erlaubt? Ja, denn Realitäten sind nicht mit Theologie zu beseitigen. Und Ostern? Es ist der Tag des „dennoch“, aber auch Ostern ändert nur wenig an der Welt, wie sie nun mal ist. Es steigert allenfalls die Hoffnung darauf.

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